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Sag zum Abschied leise Goodbye. Federer hatte gegen Robredo keine Chance.

© Reuters

Roger Federer: Dramatisch hilflos

Wohl nie zuvor wirkte der Schweizer Tennisprofi Roger Federer so unterlegen wie bei dieser Achtelfinal-Niederlage in New York. „Ich habe mich selbst zerstört“, meinte der Weltranglisten-Siebte.

Es war ein langer Weg vom Louis-Armstrong-Stadium zurück zu den Umkleiden. Und Roger Federer musste dafür im Halbdunkel durch die Menschenmassen, die auf der Anlage von Flushing Meadows vor den Videowänden sein Match verfolgt hatten, weil nur für 10 000 Fans in der Arena Platz gewesen ist. Fünf kräftige, muskelbepackte Sicherheitskräfte umringten Federer auf diesem Gang, und nichts und niemand hätte sich an den Schweizer Superstar herangewagt, der sich gesenkten Hauptes von ihnen leiten ließ. Hätte einer dieser Kraftprotze Federer doch auch während seiner Partie gegen Tommy Robredo beschützen können, denn nie zuvor hatte der vielleicht beste Spieler der Geschichte so hilflos und unterlegen gewirkt wie in diesem Achtelfinale der US Open.

„Ich habe das Gefühl, dass ich mich selbst geschlagen habe“, sagte Federer nach der glatten 6:7-, 3:6- und 4:6-Niederlage, „es war an mir, den Unterschied auszumachen. Aber das konnte ich nicht.“ Die Enttäuschung saß tief, denn wenn es einen Gegner gab, der gegen Federer noch nie eine Chance gehabt hatte, war es der mittlerweile 31 Jahre alte Spanier. Mit einer 10:0-Bilanz im Rücken betrat Federer den Platz, doch er konnte daraus nie jene Selbstsicherheit ziehen, die ihn normalerweise umgibt. Federer wirkte abwesend. Fehler über Fehler unterliefen ihm, egal, aus welcher Position. Erschreckend schwach war seine Konsequenz bei den Breakbällen: Nur zwei seiner 16 Chancen vermochte er zu nutzen, ließ selbst vier Aufschlagverluste zu. Federer fand nie in dieses Match hinein. Er spielte in den wichtigen Momenten teilweise so kläglich, wie man es noch bei keiner seiner 300 Grand-Slam-Partien von ihm gesehen hatte. So unglaublich es schien, doch Federer wirkte nie so, als könnte er dieses Match gewinnen. Zum ersten Mal war der Mann mit den 17 Major-Titeln unter ein gewisses Spielniveau gefallen, das schockte auch ihn selbst. „Ich habe mich selbst zerstört“, meinte er konsterniert, „die letzten drei Monate waren schwierig. Das Selbstvertrauen ist nicht so da und auch keine Konstanz.“

Ausreden wollte Federer nicht gelten lassen: Es lag nicht an seinem Rücken, nicht an der unerträglich-schwülen Hitze und nicht am kurzfristigen, von Regenschauern bedingten Wechsel vom Arthur-Ashe-Stadium in das kleinere. „Ich erwarte Besseres von mir“, sagte Federer, „ich muss die Niederlage akzeptieren und die richtigen Konsequenzen ziehen.“ Erstmals seit dem Jahr 2002 beendete der 32-Jährige eine Saison, ohne in ein Grand-Slam-Finale eingezogen zu sein. Dabei hatten in New York seit der Auslosung alle nur einem möglichen Viertelfinalduell zwischen ihm und Rafael Nadal entgegengefiebert. Niemals waren sich die beiden großen Rivalen des letzten Jahrzehnts bei den US Open begegnet. „Nun wird es vielleicht gar nicht mehr passieren, wir werden beide nicht jünger“, sagte Nadal, nachdem er Philipp Kohlschreiber in seinem Achtelfinale mit 6:7, 6:4, 6:3 und 6:1 besiegt hatte.

Wie Nadal dachten wohl viele der New Yorker Tennisfans, die enttäuscht nach Hause gingen.

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