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Perfektes Spiel. In Halle bezwang Roger Federer seinen chancenlosen Gegner Mischa Zverev im Viertelfinale 6:0 und 6:0.

© dpa

Roger Federer steht im Halbfinale: Zurück auf Grün

Beim Rasenturnier in Halle findet Roger Federer zu alter Souveränität. Nun trifft er am Samstag auf Thomas Haas, gegen den er vor einem Jahr im Finale verloren hat.

Als Roger Federer den Return unerreichbar kurz cross im Feld platzierte, war Mischa Zverev endlich erlöst. Mit 6:0 und 6:0 hatte Federer dem jungen Deutschen im Viertelfinale von Halle eine fürchterliche Lehrstunde in puncto Rasentennis erteilt. Zverev war als Nummer 156 der Welt für den fünfmaligen Turniersieger und siebenmaligen Wimbledonchampion nicht mehr als ein Trainingspartner gewesen. So heillos unterlegen gar, dass selbst Federer am Ende Mitleid mit Zverev hatte und ihm am liebsten wenigstens ein, zwei Spiele zum Trost überlassen hätte. Aber Zverev hatte vor dem 0:4 im zweiten Satz längst aufgegeben. „Ich hoffe, er nimmt das nicht so tragisch“, meinte der Schweizer, „mir tut es leid, ich bin aber froh, dass ich nicht so verloren habe.“ Wie ein geprügelter Hund war Zverev vom ostwestfälischen Center Court geschlichen – vor anderthalb Wochen hatte sich Federer selbst noch ähnlich gefühlt auf dem Court Philippe Chatrier von Roland Garros, wo der Schweizer in drei Sätzen dem Franzosen Jo-Wilfried Tsonga unterlegen war. Und obwohl Federer die ersten beiden Runden auf vertrautem Grün souverän gemeistert hatte, war er nach diesem bitteren Aus in Paris doch ein wenig unsicher nach Halle gereist.

„Paris ist für mich abgehakt“, hatte Federer schon vor dem Auftakt betont. Dennoch wirkte er beunruhigt. Gegen Tsonga hatte er so schlecht wie seit zehn Jahren nicht mehr gespielt, war gar chancenlos gewesen. Er, Roger Federer. Die Abgesänge, die nach seinem Aus schnell aufkamen und unterstellten, der Schweizer habe seinen Zenit nun endgültig überschritten, wies Federer zurück. „Die Bilanz ziehe ich erst am Saisonende oder frühestens nach den US Open“, erklärte er. Dennoch ist sich Federer bewusst, dass es ein Balanceakt ist, den er mit seinen bald 32 Jahren in dieser Saison vollführt. Um die Tourstrapazen durchzustehen und noch um die größten Titel mitkämpfen zu können, spielt Federer deutlich weniger als die Konkurrenz und streut stattdessen immer wieder Trainingsblöcke ein. Die French Open waren erst sein siebtes Turnier in diesem Jahr. Der 17-malige Grand-Slam-Sieger benötigt nicht viele Partien, um seinen Rhythmus zu finden. Dennoch schien es bei den den French Open in Paris, als würde ihm die Matchpraxis fehlen.

Es ist eine Gratwanderung: Im letzten Jahr hat Federer auch durch die Olympischen Spiele ein Mammutprogramm von 83 Matches abgespult. Seine bisher 31 Partien scheinen dagegen etwas zu wenig zu sein. Seit fast zehn Monaten hat Federer kein Turnier mehr gewonnen und steht mächtig unter Druck. „Ich spüre ihn – aber für dieses Jahr“, sagte der Schweizer, „nicht bei diesem Turnier.“ Zumal die Konkurrenz hart ist: Richard Gasquet untermauerte mit seinem 6:3, 7:6-Sieg über Florian Mayer seine Titelambitionen. Philipp Kohlschreiber schied durch ein 3:6, 2:6 gegen den Russen Michail Juschni aus.

Auf Federer wartet heute Thomas Haas, der den Franzosen Gael Monfils mit 6:7, 6:3 und 6:3 bezwang und seinen Schweizer Freund vor einem Jahr im Endspiel schlug. Federer gönnte ihm damals den Sieg, jetzt aber sagt er: „Ich freue mich natürlich, dass ich die Chance bekomme, es am Samstag besser zu machen.“ Zumal er nun auch die Gewissheit hat, dass auf dem geliebten Grün sein Vertrauen zurückgekehrt ist.

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