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Sie nannten ihn Mücke. Torwart Rogério Ceni spielt seit 18 Jahren beim FC São Paolo – und traf schon 100 Mal.

© Reuters

Rogério Mücke Ceni: Hundert Treffer – als Torwart

Dem Brasilianer Ceni reicht das Halten nicht. Besser ist er bei Standardsituationen, vorne, im Angriff. Mit Freistößen und Elfmetern.

Berlin - Seinen eigentlichen Job macht Rogério Mücke Ceni schon ganz gut. Seit mittlerweile 18 Jahren und 965 Spielen steht er im Tor des brasilianischen Fußball-Klubs FC São Paulo. Doch seinen Nebenjob beherrscht er wie kein Zweiter: Freistöße und Elfmeter, vorne, im Angriff. Am Sonntag traf der 38-Jährige im Derby gegen den Erzrivalen Corinthians – Endstand 2:1. Es war der hundertste Treffer seiner Karriere.

Als der Schiedsrichter in der 53. Minute einen Freistoß gibt, knapp 20 Meter halblinks vor dem Tor, geht ein Raunen durch das Stadion. Ceni sprintet aus dem eigenen Kasten. Er legt sich den Ball zurecht, nimmt drei kurze Schritte Anlauf. Der gegnerische Torwart ist nervös und versucht mit lauten Kommandos seine Mauer zu stellen. Doch Ceni trifft den Ball perfekt, zwirbelt ihn über die Verteidiger und versenkt ihn mit rechts im linken oberen Eck. Ausgerechnet gegen Corinthians, vier Jahre hatte der FC nicht mehr gegen den Stadtkonkurrenten gewonnen.

Ceni ist nicht mehr zu halten. Er breitet die Arme aus, rennt in Richtung Fankurve. Er reißt sich das gelbe Trikot mit der Nummer 01 vom Leib und wedelt damit in der Luft. Nach ein paar Sekunden holen ihn seine Mitspieler ein, umarmen den Keeper, begraben ihn unter sich auf dem Rasen. Auf der Videoleinwand sind eine große 100 und Cenis Name zu sehen, über dem Stadion schießt Feuerwerk in die Luft. Die Fans entrollen ein großes Banner. „Caramba, ich bin glücklich“, sagt Ceni nach dem wichtigen Sieg.

Die unglaubliche Geschichte beginnt am 15. Februar 1997, als er seinen ersten Treffer per Freistoß erzielt. „Ich wollte das Vorurteil widerlegen, dass Torleute ihre Füße nicht benutzen können“, sagt er. Nach jedem Training schießt Ceni seitdem bis zu 120 Freistöße. Er nutzt dabei nicht nur seine perfekte Schusstechnik – er kann sich als Torwart auch in die anderen Schlussmänner hineinversetzen, achtet auf jede kleinste Bewegung, hat ein Gefühl für Distanzen. Gelernt hat er das auch durch jahrelanges Volleyball- und Tennisspielen. 56 Freistöße hat er so schon versenkt, dazu kommen 44 Elfmeter.

Auf der ewigen Torwartbestenliste steht er uneinholbar auf Platz eins. Zweiter ist der Paraguayer José Luis Chilavert. Der machte in seiner mittlerweile beendeten Karriere 62 Tore. Eins auch 1997 im Länderspiel gegen Brasilien – mit Rogério Ceni im Tor. Christian Wermke

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