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Weiter gehts. Obergföll hat Spekulationen über eine Auszeit ein Ende gesetzt.

© dpa

Christina Obergföll: Rückstand durch Technik

Speerwerferin Christina Obergföll erlebte schon viele Enttäuschungen bei den wichtigen Veranstaltungen. Auch beim Istaf wurde Obergföll mit einer schwachen Weite nur Dritte. Doch ihre Silbermedaille aus London kann ihr trotzdem niemand mehr nehmen.

Ein Raunen durchzog das Olympiastadion. Die Zuschauer folgten gespannt dem Flug des Speers, dessen Spitze sich weit hinter der 65-Meter-Linie in den Rasen bohrte. Also hatte sie doch noch zum großen Wurf ausgeholt, Barbora Spotakova, die Olympiasiegerin von London, und ihren Marktwert bewiesen. Es war der sechste Durchgang, die Tschechin hatte bis dahin nur 61,48 Meter erreicht, für sie, die Weltrekordlerin, eine lächerliche Weite. Aber jetzt leuchteten 66,83 Meter auf der Anzeigentafel auf. Das war Platz eins.

Nur der Sieg, das waren die 66,83 Meter nicht. Denn kurz nach ihr warf Sunette Viljoen, die Südafrikanerin. Die liegt mit 69,35 Metern auf Rang zwei der Weltjahres-Bestenliste, sie hatte bis zu Spotakovas Wurf mit 64,07 Metern geführt. Und jetzt ihr sechster Versuch. Wieder ein Raunen, als der Speer schwebte, wieder ein Aufschrei, als er landete. Aber nun leuchteten 67,52 Meter als Ergebnis auf. Sunette Viljoen aus Südafrika, die Olympiavierte von London, gewann das Speerwerfen.

Und die Deutschen? Christina Obergföll landete auf Rang drei mit 62,57 Metern, Linda Stahl mit 62,51 Metern auf Platz vier. Es hätte so etwas wie eine kleine Olympia-Revanche geben können. Spotakova hatte in London Gold geholt, Obergföll Silber, Stahl Bronze. Ein Erfolg über Spotakova beim Istaf hätte natürlich nur symbolische Bedeutung gehabt, aber er hätte die Saison nett abgerundet.

Fast hätte es ja geklappt, bis zum sechsten Versuch lagen sowohl Obergföll als auch Stahl vor der Tschechin. Aber bis zum letzten Durchgang waren die Weiten des Trios enttäuschend. „Ja, meine Weite ist schlecht“, sagte Obergföll. „Ich hatte schon das ganze Jahr über Probleme mit meiner Technik. Und jetzt, zum Saisonende, ist sie katastrophal.“ Sie schaffe es derzeit nicht, so stabil zu werfen, dass sie sicher 64 Meter erreiche.

Immerhin, in London hatte sie im Finale 65,16 Meter geworfen. Keine grandiose Weite, aber interessierte das? „Scheißegal, ich habe Silber, Silber, Silber“, jubelte sie nach ihrem Erfolg. Oft genug hatte sie beim sportlichen Topereignis eines Jahres eine Enttäuschung erlebt. Zuletzt bei der WM 2011, als sie, die Favoritin, nur Vierte geworden war. Auch bei der WM 2009, im Berliner Olympiastadion, hatte sie nur Rang fünf erreicht.

Jetzt startet sie noch in Brüssel. „Danach verabschiede ich mich endlich in den Urlaub.“ Aber sie wird wieder kommen, um das noch mal zu betonen. Denn in London sagte sie nach ihrem Erfolg: „Wenn ich bei Olympia wieder schlecht geworfen hätte, dann hätte ich mir schwer überlegt, ein Jahr auszusteigen.“ Das Thema ist vom Tisch. Gestern verkündete sie: „Man wird mich im nächsten Jahr auf jeden Fall werfen sehen.“

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