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Sport: Rudern: Hacker ist halt Hacker

Gleich am ersten Tag der Ruder-WM ließ Marcel Hacker die Muskeln spielen. Mit nacktem Oberkörper ruderte der Modellathlet nach seinem Vorlaufsieg über die 2000-m-Strecke auf dem Luzerner Rotsee an der Tribüne vorbei zurück zum Anlegesteg.

Gleich am ersten Tag der Ruder-WM ließ Marcel Hacker die Muskeln spielen. Mit nacktem Oberkörper ruderte der Modellathlet nach seinem Vorlaufsieg über die 2000-m-Strecke auf dem Luzerner Rotsee an der Tribüne vorbei zurück zum Anlegesteg. Keine Spur von Anstrengung, keine emotionale Regung. Im Pokerspiel der weltbesten Einer-Fahrer sind nicht nur Ausdauer und Rudertechnik gefragt. "Jeder tut cool, alles blanke Psychologie", sagt Hacker vor dem Halbfinale am Donnerstag.

Nicht nur auf dem Wasser demonstriert der Deutsche Skiff-Meister Stärke. "Die Form ist besser als im Vorjahr", behauptet der 24 Jahre alte Magdeburger elf Monate nach dem überraschenden Gewinn der olympischen Bronzemedaille in Sydney. Auch bei vielen Fachleuten gilt der Einer-Fahrer, der für den Casseler Frauen Ruder-Verein startet, als kommender Weltmeister. Sein Trainer Andreas Maul gibt sich zuversichtlich. Er weiß aber, dass sein Athlet nun nicht mehr unbeachtet im Feld der Großen rudern kann. "Als Nobody hatte es Marcel einfacher", sagt der Coach nachdenklich, "jetzt wollen ihn alle aus dem Sattel stoßen."

Seit dem Aufstieg vom Nobody zum Olympiadritten hat sich vieles geändert - vor allem das gestörte Verhältnis zum Deutschen Ruderverband (DRV). Weil Hacker entgegen den DRV-Plänen partout nicht im Doppelvierer fahren wollte, sagte er sich 1998 von allen Verbandsmaßnahmen los und versuchte sein Glück auf eigene Faust im Einer. Als Trainer gewann er den Autodidakten Andreas Maul aus Kassel, wo sie bei dessen Eltern aus Kostengründen auch heute noch wohnen. Nur ein Kredit half ihnen über die ersten finanziellen Schwierigkeiten hinweg. Die Zeiten, in denen der Jahresetat von rund 80 000 Mark aus eigener Tasche finanziert wurde, sollen endgültig der Vergangenheit angehören. Beide wissen, dass mit jedem Sieg Hackers sein Marktwert steigt. Deshalb haben sie sich für die WM nicht nur während der Trainingslager in Kalifornien und St. Moritz akribisch vorbereitet, sondern auch zu Hause in Kassel sehr gut allein trainiert.

Hacker ist eben anders als andere Ruderer, und Trainer Andreas Maul kennt ihn zur Genüge. "Er ist ein schwieriger Typ, weil er so dickköpfig ist. Hacker ist halt Hacker", sagt der 36-jährige Trainer. Maul ist so etwas wie der große Bruder für Hacker, ein ganz wichtiger Bezugspunkt. "Andreas gibt mir Rückendeckung. Und wenn es nötig ist, stellt er sich vor mich, um mich zu schützen", sagt der 24-jährige Hacker. Und wenn er mal die Nase vom Rudern voll hat, dann schaut er bei der Freundin in Regensburg vorbei. Maul jedenfalls traut seinem Schützling den ganz großen Durchbruch zu. "Wenn er beharrlich bleibt, kann er es so weit bringen wie einst Kolbe oder Lange", sagt der Trainer. Der Hamburger Peter-Michael Kolbe war im Einer fünfmal Weltmeister und dreimal Olympiazweiter, der Hallenser Thomas Lange war zweimaliger Olympiasieger und dreimaliger Weltmeister.

Damit ist das Ziel für die WM auf dem Rotsee abgesteckt. Das Halbfinale heute mit hochkarätigen Gegnern wie Vaclav Chalupa (Tschechien), Olaf Tufte (Norwegen) und Iwo Yanakiew (Bulgarien) soll nur eine Zwischenstation auf dem Weg ins große Finale am Samstag sein.

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