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Sport: Rückschläge ohne Ende

Der HSV beschäftigt sich schon mit Liga zwei

Es war ein stimmiges Bild, das die Spieler von Arminia Bielefeld nach dem Schlusspfiff boten. Torwart Matthias Hain bildete mit den Kollegen einen großen Kreis, dann hielt der Torwart mit geballter Faust eine flammende Rede – die gesamte Gruppe applaudierte. Obwohl der Inhalt der Ansprache geheim bleiben sollte, kam heraus, was Hain gesagt hatte: Alle säßen nach dem feststehenden Abgang von Trainer Thomas von Heesen in einem Boot, gemeinsam rudere man in Richtung Klassenerhalt. Der eine oder andere Hamburger, der sich gerade auf dem zerfurchten Rasen dem Trübsal ergab, hat da am Samstagnachmittag verdutzt in die geeinte Bielefelder Runde geblickt. Und wird sich gedacht haben: So sieht das also aus, wenn alle für ein Ziel einstehen.

Beim HSV sind solche Signale auch nach ehrenwerten Treueschwüren und verheißungsvollen Versprechen in der Winterpause nur schwer zu erkennen, was aber auch schon daran lag, dass der 1:1-Ausgleich durch den Kopfball von Marcio Borges in der Schlussminute fiel. „Verdient“, wie alle Hanseaten einräumten, aber eben auch fatal. „Wir kommen einfach nicht da unten raus“, konstatierte Trainer Thomas Doll zerknirscht nach der elften Punkteteilung und ungefähr dem achten Remis, welches einer gefühlten Niederlage gleichkam und eine aus lauter Frust eingetretene Kabinentür zur Folge hatte.

Wer verliert als nächster die Nerven? Vorstandsboss Bernd Hoffmann hat schließlich schon verlauten lassen, vier Punkte aus den ersten drei Rückrundenspielen seien ihm zu wenig. Das heißt im Umkehrschluss: Am Mittwoch im Heimspiel gegen Energie Cottbus und am Samstag darauf bei Hertha BSC ist nicht nur verlieren verboten, sondern auch, unentschieden zu spielen. „Wir müssen die Köpfe freibekommen“, verlangt Doll. Aber wie soll das eingedenk der nicht enden wollenden Rückschläge gelingen? Der Ex-Bielefelder Bastian Reinhardt kann sich nicht daran erinnern, solch eine Pechsträhne schon mal erlebt zu haben, „nicht einmal als wir mit der Arminia abgestiegen sind“. Es klang fatalistisch, als er feststellte: „Es ist schwer zu glauben, dass der Fußballgott auf unserer Seite ist.“

In der langen Vorbereitung scheint der überschätzte und überbezahlte Kader nicht wirklich weiter gekommen zu sein – und weder der von Doll vorschnell in die Anfangself gehievte Juan Pablo Sorin noch Nigel de Jong sind angesichts eklatanter körperlicher Defizite eine Hilfe.

Die einzige vermeintliche Verstärkung, Torwart Frank Rost, erhielt in Ostwestfalen kaum Gelegenheit, seine Klasse zu offenbaren. Dafür hielt der 33-Jährige hinterher vor den TV-Kameras eine seiner Wutreden, die ihm auf Schalke nicht nur Freunde gebracht haben. Ihn nerve das Gefasel und Gequatsche, schimpfte Rost, „wir müssen den ganzen Rotz von der zweiten Liga vergessen. Ja und? Wenn’s passiert, dann steigen wir halt ab!“ Ob man denn nicht jetzt gegen Cottbus gewinnen werde, wurde der Torwart gefragt, was zur nächsten verbalen Eruption führte: „Cottbus ist Favorit. Im Moment ist jeder gegen uns Favorit.“

Als sich die Gemüter beruhigt hatten, erklärte der Tormann sachlicher, was ihn beim neuen Arbeitgeber so störe: „Je länger das Spiel dauert, desto weiter lassen wir uns hinten reindrängen.“ Zuvorderst sei wichtig, „Spaß und Freude zu vermitteln, Fußball ist doch nur ein Spiel“. Ob dieses Spiel an der Elbe bald nur noch zweitklassig betrieben wird, damit hat sich Rosts Vordermann und Vorkämpfer Reinhardt schon beschäftigt. Ob er dann nicht lieber wieder für die Arminia auflaufen würde, wurde der Abwehrrecke gefragt und versprach daraufhin seinem Arbeitgeber: „Wenn es so weit kommen sollte, bin ich bestimmt einer der wenigen, die dann noch da sind.“ Immerhin.

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