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Nach Uli Hoeneß wird Rummenigge noch wichtiger. Das Alphatier mit Stallgeruch spielte schon in den 70ern für Bayern.

© imago/Sven Simon

Nach Urteil für Uli Hoeneß: Rummenigge - der rationale Patron des FC Bayern

Uli Hoeneß war die emotionale Identifikationsfigur des FC Bayern. Nun muss der rationale Karl-Heinz Rummenigge die Bayern führen. Doch bei den Fans ist er nicht beliebt. Ein Porträt.

Es mag Zufall gewesen sein, dass die Kamera Karl-Heinz Rummenigge in jenem Moment einfing, als er einen bedauernden Blick auf den leeren Platz neben sich warf. Dort saß bis vor einer Woche bei Heimspielen des FC Bayern München Uli Hoeneß. Am Samstag gegen Bayer Leverkusen blieb der Platz zum ersten Mal seit Eröffnung der Arena in Fröttmaning unbesetzt, und das wird wohl länger so sein. Der nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung von allen Ämtern zurückgetretene Hoeneß hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird.

Wer wird der neue Patron?

Die vakanten Posten im Klub sind zwar schon verteilt an den Adidas-Mann Herbert Hainer (Aufsichtsrats-Chef) und Karl Hopfner, der bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 2. Mai als Präsident kandidieren und sicher auch gewählt werden wird. Aber bei Bayern geht es dieser Tage nicht nur ums Organigramm, das nun neu gestaltet werden muss. Es stellt sich die Frage, wer die Rolle von Hoeneß im Verein als Patron und starker Mann übernehmen kann.

Infrage kommt dafür nur der Vorstandsvorsitzende Rummenigge. Er teilte sich seit Jahren die Führung des Klubs mit Hoeneß, hat den bei Bayern so wichtigen Bekanntheitsgrad und als ehemaliger Profi der ersten Bayern-Ära in den siebziger Jahren genügend Fußballkompetenz. Vor der Ausgliederung der Fußballabteilung fungierten die beiden zusammen mit Franz Beckenbauer als Troika. Die drei hatten stets stolz behauptet, am Ende alle Entscheidungen einstimmig getroffen zu haben. Hinter den Kulissen waren Hoeneß und Rummenigge zwar nicht immer einer Meinung, aber nachdem im vergangenen April die Steueraffäre des damaligen Präsidenten publik geworden war, rückten die beiden näher zusammen.

Uli Hoeneß war zuständig für Emotionale

Rummenigge ist ein Machtmensch, ohne Zweifel. Aber er weiß selbst, dass sein langjähriger Weggefährte „an der Spitze nicht zu ersetzen ist“. Hoeneß hatte es geschafft, einerseits der knallharte Geschäftsmann zu sein, der den FC Bayern zu einem Weltklub formte, andererseits kümmerte er sich wie ein Familienvater um das Wohl eines jeden Angestellten. Rummenigge agiert hingegen mit Kalkül, er ist ein kühler Analytiker, der im Umfeld den wenig charmanten Spitznamen „Killer-Kalle“ hat. Hoeneß entschied auch aus einem Bauchgefühl heraus, der Vorstandsvorsitzende vor allem rational. Vielleicht war Rummenigge der Kollege manchmal eine Spur zu menschlich, aber er wusste auch, dass dies ein Teil der Erfolgsgeschichte des FC Bayern war.

Der 58 Jahre alte Westfale konzentrierte sich darauf, die Interessen des Klubs europaweit zu vertreten und genießt als Vorsitzender der European Club Association hohes Ansehen. Hoeneß fühlte sich unter anderen für ein angenehmes Binnenklima zuständig und war erster Ansprechpartner für die Fans, die „ihrem“ Uli selbst Wutausbrüche verziehen wie einst auf der Jahreshauptversammlung, als er Kritik an der Stimmung im Stadion als „populistischen Scheiß“ abgetan hatte. Rummenigge ist nicht besonders beliebt beim Anhang. Das zu ändern dürfte eine der schwierigsten Aufgaben sein.

Uli Hoeneß könnte aus der Haft als Ratgeber fungieren

Für die Abteilung Attacke hatte Hoeneß selbst im Sommer 2012 Matthias Sammer geholt, ihn allerdings auch gemaßregelt, als der Anfang der Saison öffentlich die lasche Einstellung der Mannschaft kritisiert hatte. Der Sportvorstand hat nun gute Chancen, bei seinem nächsten Vorstoß ungeschoren davonzukommen.

„Uli wird immer die Seele des Vereins bleiben“, ist sich der frühere Ministerpräsident und Chef des Verwaltungsbeirats, Edmund Stoiber, sicher. Gut möglich, dass Hoeneß aus der Haft heraus als Ratgeber fungiert, vor allem wenn er, wie zu erwarten, später in den offenen Vollzug gehen darf. Doch das Gesicht des Vereins ist nun vor allem Karl-Heinz Rummenigge.

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