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Saisonfinale: Grand Prix mit Vieren

Erstmals kämpft ein Quartett im letzten Rennen um den Formel-1-Titel. Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Mark Webber machen sich noch Hoffnung auf den Weltmeistertitel.

Von Christian Hönicke

So hat es Sebastian Vettel gern: als Letzter losgehen, als Erster ankommen. Die drei anderen WM-Kandidaten warteten schon auf ihn, und als er endlich zur offiziellen Pressekonferenz vor dem finalen Formel-1-Wochenende der Saison auftauchte, zog er gleich vorbei und suchte sich den besten Platz auf dem Podium aus: vorne rechts, wie der erste Startplatz auf dem Yas Marina Circuit bei Abu Dhabi draußen vor der Tür.

Die Formel 1 hat schon viele verrückte Dinge erlebt, aber der Vierer in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist eine Premiere. Erstmals in der Geschichte ist noch ein Quartett beim letzten Rennen in der Verlosung um den WM-Titel. Da saßen sie also, die vier Buben, und versuchten, sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Unter den Pokergesichtern mimte der 23 Jahre alte Deutsche das entspannteste. Teilnahmslos tippte er auf seinem Handy herum, Fragen versuchte er lächelnd auszuweichen. „Es gibt keine Taktik, es gibt nur Vollgas“, erklärte er. Er habe „ein bisschen eine Außenseiterchance“ und werde sein Bestes geben. „Dann hängt es davon ab, wo Fernando und Mark liegen.“

Ein Sieg beim Dämmerungsrennen am Sonntag allein reicht Vettel nicht, um der jüngste Formel-1-Champion der Geschichte zu werden. Er muss auf Schützenhilfe durch Fernando Alonso hoffen, der dann maximal Fünfter werden dürfte. Der spanische Ferrari-Pilot liegt vor dem Endspurt mit 246 WM-Punkten an der Spitze, gefolgt vom Red-Bull-Tandem Mark Webber (238) und Vettel (231). Der Vierte im Bunde ist McLaren-Fahrer Lewis Hamilton, der aber angesichts von 24 Punkten Rückstand auf Alonso und 25 Zählern für einen Sieg alle Glücksgötter der Welt in seinen Tank laden müsste, um seinen zweiten Titel einzufahren. „Für mich wird es nicht so enttäuschend, wenn es nicht klappt, weil ich so weit zurückliege“, sagte Hamilton. „Es ist ganz cool, überhaupt noch im Rennen zu sein.“ Webber wirkte nervöser, wie nicht nur sein offener Hosenstall dokumentierte. Dem 34-Jährigen ist klar, dass er als Ältester der Runde vermutlich um seine einzige Titelchance fährt: „Ich werde nicht für immer fahren können, ich weiß das.“ Am finstersten aber blickte der zweifache Weltmeister Alonso drein. „Unser Ziel ist, Erster oder Zweiter zu werden“, erklärte der 29-Jährige. „Es ist nicht unser Job, zu glauben oder nicht zu glauben, dass es andernfalls reichen könnte.“ Dabei ist die Mathematik doch das zentrale Thema auf Yas.

Es gibt diverse Szenarien, und ein wahrscheinliches ist, dass Vettel führt, Webber Zweiter ist und Alonso Dritter. In diesem Fall wäre der Ferrari-Pilot Weltmeister, es sei denn, Vettel würde Webber passieren lassen und ihm damit zum Titel verhelfen. Eine Stallorder hat Red Bull medienwirksam ausgeschlossen und sich damit von Ferraris Praktiken in Hockenheim distanziert. Die Entscheidung solle den Fahrern überlassen werden. Das birgt eine gewisse Brisanz, zumal der Deutsche und der Australier laut Vettel „wohl nie mehr Freunde werden“. Erst auf Nachfragen deutete Vettel an, dass er Webber vorbeiwinken würde, wenn Red Bull nur so nach der Konstrukteurs-WM auch den Fahrertitel erringen könnte. „Wenn die Situation auftritt“, erklärte Vettel, „wissen wir beide, dass wir für das Team fahren.“ Dort seien auch beide angestellt, und da brauche man kein Genie zu sein, „sondern das wird einem dann recht schnell klar, und dann wird man dementsprechend handeln“. Alonso schaute nach diesen Worten noch ein bisschen finsterer als zuvor.

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