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Sport: Salzwasser ohne Sonne

Amoroso meldet sich gesund in Dortmund zurück – aller Streit ist vergessen

Von Richard Leipold

Dortmund. Als Marcio Amoroso auf der Insel Capri zusammen mit schönen Frauen gesehen wurde, kamen bei Borussia Dortmund gewisse Zweifel auf. Würde die Salzwassertherapie wirklich anschlagen? Wäre es nicht besser, die lädierte Achillessehne in Deutschland zu behandeln? Amoroso kehrte zurück ins Ruhrgebiet und hatte einige Mühe, das Misstrauen seines Arbeitgebers zu zerstreuen. Zu Beginn der Behandlung waren sie in Dortmund auf seinen Vertrauensarzt Nivaldo Baldo nicht gut zu sprechen gewesen. Ein Ärztestreit über die Genesungsdauer war entbrannt, die Borussen zeigten sich irritiert, dass Amoroso auf der freien Wahl des Arztes bestand.

Dennoch erreichte der Brasilianer die Genehmigung, sich von Baldo in Brasilien behandeln zu lassen. Es könnten durchaus drei Monate vergehen, bis er wieder fit sei, hieß es. Sechs Wochen später ist Amoroso zurückgekehrt; die Schmerzen im Fuß sind abgeklungen. Der rasche Heilungsverlauf hat die Zweifel an der Kompetenz des Leibarztes zerstreut. „Großes Kompliment", sagt Sportdirektor Michael Zorc. „Es ist schneller gegangen, als wir geglaubt hatten. Marcio hat sehr professionell gearbeitet. Man sieht ihm an, daß er nicht nur in der Sonne gelegen hat."

Obwohl Amoroso bei seinem ersten Gang von der Kabine zum Trainingsplatz nur kurz zu sehen war, verfestigte sich bei den Beobachtern sogleich der Eindruck, der 28-Jährige werde bald wieder Tore schießen, vielleicht sogar schon an diesem Mittwoch in der Champions League gegen den französischen Klub AJ Auxerre. Zorc vermutet sogar, der Athlet habe „eher ein paar Kilo verloren". Die Zuversicht stützt sich nicht allein auf den ersten Anschein, sondern auch auf die Einschätzung des Leibarztes, der den Patienten nach Dortmund begleitet hat.

„Marcio ist hundertzwanzigprozentig fit", sagt Baldo. Inzwischen darf der Mediziner bei Zorc im Auto Platz nehmen und auf dem Vereinsgelände wieder frei reden, ohne dass der Klub ein Dementi losschickt. Amoroso habe in seiner Heimat „acht bis zehn Stunden am Tag seine Übungen gemacht", hauptsächlich Wassertreten, berichtet der Arzt. Nur wenn im Fernsehen Spiele der Borussia gezeigt wurden, habe der Rekonvaleszent um eine Pause gebeten. „Marcio hat geradezu darum gebettelt, zuschauen zu dürfen", behauptet Baldo. Inzwischen sind die Ansprüche gestiegen. Zuschauen? Bloß das nicht. Wie seine Fans, so hofft auch Amoroso, dass er so bald wie möglich wieder mitspielen darf. Vorbei und vergessen, dass der Stürmer vor einem halben Jahr öffentlich darüber spekulierte, wie er dem Wetter und den zuweilen unfreundlichen Menschen in Deutschland entkommen könne.

Baldo erläutert neben der medizinischen Seite auch gern das Allgemeinbefinden der Amorosos. Eilig kolportiert er, wie sehr das jüngste Familienmitglied sich über die Rückkehr gefreut habe. „Ich bin wieder zu Hause", habe der kleine Giovane, benannt nach dem kickenden Kollegen Elber, bei der Ankunft in Dortmund gesagt. Und der Herr Papa ließ ausrichten, er „liebe den Verein, die Fans und die Stadt". Mancher BVB-Anhänger dürfte bedauern, dass der Hoffnungsträger seinen Vater dieses Mal nicht mitgebracht hat. Als Amoroso in der vergangenen Saison einmal nicht in der Anfangself stand, trommelte der Senior heftig auf das Dach der Trainerbank, um die Einwechslung seines Sohnes zu fordern. Dass Amoroso an diesem Mittwoch von Beginn an spielt, ist unwahrscheinlich. Trainer Matthias Sammer wartet ab. Er wolle Amorosos Einsatz gegen Auxerre „nicht ausschließen", sagt er. „Marcio ist gesund, darüber brauchen wir nicht mehr zu reden." Fraglich sei nur, „wann es soweit ist, dass man ihn bringen kann".

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