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Sport: Sanfter Rückzug

Die Telekom spart beim Sportsponsoring – doch die großen Geldempfänger Bayern München und das Radteam kassieren erst mal weiter

Von Frank Bachner

und Christian Hönicke

Berlin. Die Models sahen selbstverständlich exzellent aus, sie machten eine tolle Figur, und dass sie mit dem neuen Trikot des FC Bayern über einen Laufsteg flanieren mussten und nicht in exquisiten Kleidern, das nahmen sie professionell gelassen hin. Job ist Job, und ansonsten war ja alles vom Feinsten. Auftritt im Nobel-Hotel, Soundshow, High-Tech-Brimborium für die Zuschauer, alles da. Aber schließlich präsentierte bei dem Empfang im vergangenen Jahr ja auch der deutsche Fußball-Rekordmeister seinen neuen Hauptsponsor Telekom. Der zahlt geschätzte 20 Millionen Euro pro Jahr in die Bayern-Kasse. Bis 2006 erst einmal.

20 Millionen Euro sind ja eigentlich nicht viel für einen Weltkonzern, aber die Telekom hat 64 Milliarden Schulden. Und deshalb werde in Zukunft 30 Prozent des Werbeetats eingespart und natürlich auch das Sportsponsoring zurückgefahren. Das erklärte jedenfalls Jürgen Kindervater, der Telekom-Kommunikationsdirektor. Wie viel Geld Telekom bisher in den Sport pumpte, ist nicht bekannt. Über 55 Millionen Euro pro Jahr wurde spekuliert, „aber diese Summe ist Quatsch“, sagt Kindervater.

Sparen hört sich gut an. Nur ist das gar nicht so einfach, jedenfalls nicht im Sport und dort nicht mit Summen, die ein Heer unzufriedener Aktionäre zufriedenstellen. Der Vertrag mit McLaren Mercedes in der Formel 1 läuft am Jahresenede aus, und der Kontrakt mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) für die Nationalmannschaft ist gerade ausgelaufen. Beide Verträge werden nicht erneuert. Ersparnis: elf Millionen Euro. „Wir sind bei der Formel 1 kaum aufgefallen, und bei der Nationalmannschaft auch nicht“, sagt Kindervater. Wolfgang Schattling, der Pressesprecher von Mercedes-Motorsport, bleibt gelassen: „Es war ein kleinerer Sponsor. Jeder Sponsor ist wichtig, aber dass ein Vertrag nicht verlängert wird, ist normal.“ Und der DFB präsentierte gestern schon einen Nachfolge-Sponsor.

Wirklich sparen könnte Telekom, wenn es bei Bayern und bei den Radprofis des Teams Telekom den Hahn zudrehen würde. Aber genau da ist nichts zu machen. „Die Verträge mit dem FC Bayern sind mit Sicherheit wasserdicht, da kann die Telekom nicht einfach Geld sparen, nur weil es ihr nicht gut geht“, sagt ein Bayern-Kenner. Auch bei den Radprofis des Teams Telekom ist nicht viel zu sparen. Der Vertrag läuft bis 2005, und dass Jan Ullrich, Tour-de-France-Sieger von 1997, ausgestiegen ist, fällt nicht sonderlich ins Gewicht. „Unser Etat steht, und in diesem Etat wurde mit dem Gehalt von Jan geplant“, sagt Olaf Ludwig, der Sprecher vom Team Telekom. „Dadurch, dass Jan weg ist, haben wir sogar eher Geld übrig.“ Nun ja, nicht ganz. „Der Zuschuss der Telekom ist etwas geringer worden“, sagt Kindervater.

Die anderen Telekom-Ausgaben im Sport sind eher gering. Die Bonner Basketballer Bonn kassieren 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Und dabei, sagt Kindervater, wird es bleiben. Auch die deutschen Ruderer werden für ihren Vierer und ihren Achter weiter 500 000 Euro pro Jahr bekommen. „Diese Summen sind doch nur Kommastellen“, sagt Kindervater. Und überhaupt: „Das Sportsponsoring ist doch nur eine von 15 bis 20 Disziplinen in unserem Werbebudget. Mit dem Sport allein lässt sich nicht viel sparen.“

Ach ja, bei der Präsentation des neuen Bayern-Trikots verkündete Manager Uli Hoeneß noch engagiert: Er könne nur jedem empfehlen, die Telekom-Aktie zu kaufen. Da stand das Papier bei miserablen 12 Euro.

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