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Sport: Savo Milosevic: Wie der Stürmer in der jugoslawischen Mannschaft gegen einige Widerstände Stammspieler wurde

Er ist der erste Fußballspieler mit einem Heiligenschein. Jedenfalls wird der jugoslawische Stürmer Savo Milosevic ob seiner drei Tore gegen Slowenien und Norwegen von den Fans und in den heimischen Medien als "Heiliger Sava", der Nationalheilige der Serben, gefeiert.

Er ist der erste Fußballspieler mit einem Heiligenschein. Jedenfalls wird der jugoslawische Stürmer Savo Milosevic ob seiner drei Tore gegen Slowenien und Norwegen von den Fans und in den heimischen Medien als "Heiliger Sava", der Nationalheilige der Serben, gefeiert. Lediglich als Vierter in der Rangfolge der jugoslawischen Stürmer war Milosevic zur Europameisterschaft nach Belgien und Holland gereist. Doch im Spiel gegen Slowenien (3:3) eingewechselt, reichten ihm 39 Minuten, um mit zwei Treffern die Spitzenposition vor Predrag Mijatovic, Darko Kovacevic und Mateja Kezman zu erobern.

"Jetzt habe ich meinen Stammplatz sicher", jubelte der in Bosnien geborene Spieler, dessen Namensgleichheit mit dem serbischen Diktator Slobodan Milosevic von den Zeitungen gern zu zweideutigen Schlagzeilen genutzt wird. Das stört den jungen Mann, aber dagegen tun kann er wenig. Mittlerweile haben Real Madrid, der FC Barcelona und Vereine aus der italienischen Serie A Interesse an dem bei Real Saragossa unter Vertrag stehenden Stürmer bekundet.

Als der 26 Jahre alte Profi noch bei Partizan Belgrad kickte, war er drei Mal Torschützenkönig. Die Vollstrecker-Qualitäten sprachen sich bis nach England herum. Für fünf Millionen Mark holte sich Aston Villa den technisch versierten Linksfuß, hatte fortan aber keine Freude an ihm. Milosevic schien sich in England nicht recht wohl zu fühlen. Tore, ansonsten wie am Fließband von ihm produziert, blieben Mangelware. Eine Weile sahen sich das die Verantwortlichen des Premier-League-Klubs das an, dann reagierten sie. Fortan schmorte er meist auf der Auswechselbank und grämte sich.

"Nach England zu gehen, war ein Fehler von mir", bekannte der bisweilen ballverliebte Milosevic. "Die Atmosphäre dort war sehr kalt. Fußball spielen ist aber auch eine Frage des Herzens." Für 15 Millionen Mark kaufte Real Saragossa Aston Villa den gescheiterten Torjäger ab. "In Spanien fühle ich mich sehr wohl. Da habe ich das Klima und die Spielweise gefunden, die ich in England vermisste." Die veränderten Lebensumstände hatten nicht nur Einfluss auf das persönliche Wohlbefinden des sensiblen jungen Mannes. In der ersten Saison in der Primera Division traf Milosevic gleich 17 Mal.

Der mit dem jugoslawischen Model Vesna Bovan verheiratete Profi hat aber nicht nur Freunde in seiner Heimat. Als einstiger Spieler von Partizan Belgrad ist er bei den Anhängern vom Lokalrivalen Roter Stern geradezu verhasst. Mijatovic, der auch bei Partizan spielte, stieß dagegen nie auf diese Ablehnung. Der intelligente sowie als gradlinig und ehrlich bekannte Milosevic nimmt kein Blatt vor den Mund, sagt seine Meinung respektlos und unverblümt in die Fernseh- Kameras.

Dabei trifft er offenbar nicht jedermanns Geschmack. Auch in der Nationalmannschaft gibt es Eifersüchteleien. Mijatovic und Dragan Stojkovic spielen lieber mit Kovacevic zusammen. Doch Trainer Vujadin Boskov setzt nationales Interesse vor persönliche Seilschaften. "Milosevic ist erste Wahl. Er drängt sich mit seinen Toren auf. Da kann man gar nicht auf ihn verzichten", betonte Boskov.

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