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Sport: SC Charlottenburg: Wachsen am Wettbewerb

38 Minuten waren vorbei. Und schon zwei Sätze gespielt.

Von Karsten Doneck, dpa

38 Minuten waren vorbei. Und schon zwei Sätze gespielt. Das Urteil stand nahezu fest: Diese Mannschaft ist in der Champions League hoffnungslos überfordert. Doch das Gute am Volleyball ist, dass ein Spiel mindestens über drei Sätze geht. Dieser dritte Satz wurde vom SC Charlottenburg - trotz 24:20-Führung - mangels Nervenstärke zwar auch nicht gewonnen, aber er zeigte immerhin, dass der deutsche Pokalsieger in dem von der europäischen Volleyball-Föderation (CEV) neu geschaffenen Wettbewerb konkurrenzfähig ist: wenn denn die Grundelemente Aufschlag, Block und Annahme halbwegs vernünftig funktionieren. Dass der SCC den Auftakt in der Champions League gegen Arcelik SC Istanbul in heimischer Umgebung mit 0:3 (20:25, 19:25, 24:26) verlor, nahmen die Verantwortlichen des Klubs deshalb noch relativ gelassen zur Kenntnis. "Die Mannschaft wächst mit diesem Wettbewerb", meinte SCC-Manager Kaweh Niroomand getreu dem alten Prinzip: positiv denken.

Ein kräftiger Wachstumsschub tut beim SCC in der Tat not. Schließlich galt der Türkische Meister Arcelik Istanbul vorab als einer von den Gruppengegnern, die die Charlottenburger in der Endabrechnung hinter sich zu lassen hofften. Daran ist nach dem unmittelbaren Leistungsvergleich zwischen beiden Mannschaften in der Sömmeringhalle wohl kaum mehr zu denken. Da Italiens Vertreter Ford B. Gesu Rom für die Charlottenburger ohnehin in anderen, weit höheren Volleyball-Sphären zu Hause ist, hangelt sich der deutsche Vertreter nun an der Hoffnung hoch, in der Vierer-Gruppe wenigstens gegen Iraklis Thessaloniki eine reelle Siegeschance zu haben. "Mal sehen, wie stark die Griechen sind", sagt Niroomand.

SCC-Trainer Brian Watson setzte gegen Istanbul wieder auf die Jungen. Sven Glinker, Jan Günther, Norbert Walter - das sind Spieler, die enormes Potenzial besitzen, für die aber die Champions League derzeit noch eine ziemlich harte Schulbank ist; mit strengen Lehrmeistern, wie den sehr professionell und abgeklärt zu Werke gehenden Spielern von Arcelik Istanbul. Erst als Watson mit Fortdauer des Spiels die erfahreneren Oliver Heitmann und Vincent Lange aufs Feld schickte, stabilisierte sich die Leistung des SCC, die Mannschaft insgesamt wurde stärker.

Doch vom Vorhaben, junge talentierte Kräfte allmählich an ein internationalen Maßstäben standhaltendes Niveau heranzuführen, weicht der SCC keinen Zentimeter ab. "Das ist dann eben der Preis, den man dafür bezahlt, wenn man auf den Nachwuchs setzt", kommentierte Kaweh Niroomand das sich in den ersten beiden Sätzen gegen Istanbul abzeichnende sportliche Fiasko. Das ist durchaus ein sympathischer Weg, nur: Sympathiepunkte werden auch im Volleyball nicht angerechnet. Schon gar nicht in der Champions League.

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