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Künftige Stadionbesitzer? Unions Fans beim Spiel in Braunschweig. Foto: dapd

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Sport: Schalensitze zu bieten

Warum der Zweitligist 1. FC Union sein Stadion an die eigenen Fans verkaufen will

Berlin - Es gehört zu den Charaktereigenschaften des Uwe Neuhaus, dass er auch nach außergewöhnlichen Ereignissen seiner Linie treu bleibt. „Fragen bitte nur zum Spiel“, sagte der Trainer des 1. FC Union am Sonnabendmorgen. Wenige Stunden zuvor hatte seine Mannschaft durch einen 2:1 Erfolg bei Eintracht Braunschweig den ersten Auswärtssieg in der Zweiten Liga seit sieben Monaten gefeiert, aber das gute Spiel der Berliner, welches durch Treffer von Chinedu Ede und Patrick Zoundi belohnt wurde, interessierte nur noch am Rande.

Wie bekannt wurde, will Union zukünftig 58 Prozent der Eigentumsanteile am Stadion An der Alten Försterei veräußern. Erwerben können die Aktien nur die 7500 Mitglieder und 200 Sponsoren, der Ankaufszeitraum beginnt am 1. und endet am 31. Dezember. Beim Erwerb sind Grenzen gesetzt. Von den 10 000 Aktien, die zum Stückpreis von 500 Euro angeboten werden, kann jeder Erwerbsberechtigte nur zehn Aktien kaufen. Damit soll verhindern werden, dass die Mehrheit in die Hände eines Einzelnen oder eines Sponsoren fällt.

Das Vorgehen des 1. FC Union kommt nicht überraschend. Der Berliner Zweitligist ist gerade dabei, sich für die Zukunft aufzustellen. Seit längerem ist der Bau einer neuen Haupttribüne mit Logen- und Businessplätzen geplant. Im kommenden Sommer sollen die Bauarbeiten beginnen. „Die neue Haupttribüne dient dazu, die Ertragskraft enorm zu erhöhen“, sagt Unions Pressesprecher Christian Arbeit. „Die Erträge, die aus den Logenplätzen entstehen, sollen helfen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.“

Der Bau einer neuen Haupttribüne wird den 1. FC Union rund 17 Millionen Euro kosten. Aufgrund der hohen Summe befürchteten einige, der Verein könnte die Namensrechte am Stadion an einen Sponsor verkaufen. Unions Präsident Dirk Zingler, der auch gestern nicht erreichbar war, hatte dies zwar immer ausgeschlossen, aber durch das Aktienmodell haben die Anhänger nun endgültig Sicherheit, sofern sie bereit sind, Anteile zu kaufen. Laut Christian Arbeit will Union durch den Verkauf der Stadionanteile verhindern, bereits vereinbarte Kredite beanspruchen zu müssen. Sollte es der Vereinsführung gelingen, alle 10 000 Aktien zu veräußern, würde das die Einnahme von fünf Millionen Euro bedeuten. Ein ehrgeiziges Ziel. Hertha BSC versuchte in der Vergangenheit ebenfalls, seine Anhänger mit einer Anleihe und dem Versprechen auf fünf Prozent Zinsen zum Zeichnen von Genussscheinen zu bewegen – ohne den erhofften Erfolg.

„Das kann man nicht vergleichen. Mit so einem Konzept wie wir ist noch keiner an den Start gegangen“, sagt Arbeit. Tatsächlich ist das Vorhaben, die Mehrheit der Rechte am eigenen Stadion an die Fans zu verkaufen, neu. Für Zingler bedeutet das zugleich eine Absicherung. Er legt die Zukunft der traditionsreichen Arena auch in die Hände der Leute, die vor dreieinhalb Jahren bei der Renovierung des Stadions mitgeholfen haben. Sollten diese sich auf einer Mitgliederversammlung etwa zum Verkauf der Stadionnamensrechte an einen potenten Sponsor entscheiden, wäre dies nicht Zingler anzulasten. Dass es so weit kommt, ist aber unwahrscheinlich. Hierzu wäre bei einer künftigen Hauptversammlung der neuen Stadion-AG eine Zweidrittelmehrheit nötig.

Am 13. November will Union seine Mitglieder auf einer Versammlung über die Erwerbsmöglichkeiten an den Stadionaktien informieren. Mannschaft und Trainer Uwe Neuhaus werden ebenfalls zugegen sein. Vielleicht gibt sich Neuhaus dann etwas offensiver, was die Aktien betrifft.

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