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Schalke

© dpa

Schalke 04: Anpassung an die Realität

Der FC Schalke verabschiedet sich vorerst von seinem Ziel, um die Meisterschaft mitzuspielen.

Andreas Müller hatte Schwierigkeiten, sich zu einer Antwort durchzuringen. Ob dieses 1:1 gegen Werder Bremen im Rückblick auf die vergangenen erfolglosen Wochen ein Schritt nach vorne gewesen sei, wollte ein Fragesteller vom Manager des FC Schalke 04 wissen. Müller zögerte, er presste die Lippen zusammen und wählte seine Worte so dezent, als ob er sich wünschte, dass ihn niemand versteht. „Vielleicht kann man davon sprechen“, sagte Müller und fühlte sich sichtlich unwohl dabei. Zwar hatte auch er eine ordentliche Leistung der Schalker Profis gesehen, „bei der sie den Willen zum Siegen gezeigt haben“, doch unter dem Strich stehen lediglich vier Siege und sechs Unentschieden aus elf Spielen in der Bundesliga. „Und das ist zu wenig“, resümierte Müller. „Unentschieden sind nur dann gut, wenn man mal zwischenzeitlich eine Serie von drei Siegen einfügt.“    Kontinuität zeigt die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka lediglich in ihrer Unbeständigkeit, und deshalb drohen die Schalker ihre hehren Ziele aus den Augen zu verlieren. „Von Platz eins brauchen wir nicht zu sprechen. Wir müssen erst einmal sehen, dass wir Anschluss zu den Champions-League-Plätzen halten“, sagt der Manager und korrigierte damit erstmals die Ziele des Klubs. Ein schmerzlicher Rückschritt eines sich bekennenden Titelanwärters zurück in die durchschnittliche Masse der Vereine, die sich inständig um eine Teilnahme im internationalen Fußball bemühen. „Eine Spitzenmannschaft macht vielleicht noch das 2:1“, sagte Slomka. „Wir müssen also erkennen, dass wir keine sind.“

Die Gründe für die Angleichung der Schalker Ziele an die Realität sind vor allem in der nahezu unerklärlich ineffizienten Chancenverwertung zu suchen. Auch im Spiel gegen Bremen benötigte die Mannschaft wieder einmal eine Standardsituation, um zum Erfolg zu kommen – nach einer knappen Viertelstunde verwandelte Carlos Grossmüller einen Freistoß aus 20 Meter Entfernung. „Wir müssen so langsam Mittel und Wege finden, auch einmal aus dem Spiel heraus Tore zu erzielen“, sagte Andreas Müller. Der Hinweis auf das in der Vergangenheit so oft bemühte Quäntchen Glück, das beim Torabschluss aus dem Spiel heraus stets fehle, hat sich selbst bei den Schalker Verantwortlichen so langsam aufgebraucht. Es ist erstaunlich zu beobachten, wie fahrlässig und teils kläglich die Schalker nicht erst seit dieser Saison mit ihren Möglichkeiten umgehen. Weshalb der Klub in der Offensive allerdings noch immer keine Nachbesserungen vorgenommen hat, bleibt das Geheimnis der Offiziellen.

Das vermeintliche Erfolgserlebnis gegen die Bremer, bei denen Naldo allerdings per Kopf noch den Ausgleich erzielte, hatte immerhin dazu geführt, dass in der fast überschwänglichen Atmosphäre ein öffentliches Missverständnis der vergangenen Tage ausgeräumt werden konnte. „Ich bin falsch interpretiert worden“, sagte Schalke Präsident Josef Schnusenberg. „Ich habe mit meiner Kritik nicht nur den Trainer gemeint, sondern uns alle. Was wir bisher erreicht haben, reicht eben nicht.“ Schnusenberg hatte in der vergangenen Woche gesagt: „Mirko Slomka steht genauso wie der Vorstand in der Verantwortung. Ob ich meine Kritik an ihm erweitern muss, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.“ Im Winter wolle er eine Bestandsaufnahme machen, sagte Schnusenberg, und „ich bin sicher, dass die positiv ausfällt“. Im Moment fällt es schwer, das zu glauben.  

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