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Nils Petersen ersetzte gegen Schalke 04 den verletzten Torjäger Mario Gomez und erzielte den wichtigen Treffer zur 1:0-Führung im zweiten Versuch.

© dapd

Schalke - Bayern 0:2: Bayern gewinnt bei Neuers Rückkehr auf Schalke mit 2:0

Im Reizklima der Rückkehr von Rafinha und besonders Manuel Neuer in ihre alte Heimat hat der FC Bayern München seine Erfolgsserie beim FC Schalke 04 fortgesetzt.

Als Manuel Neuer kurz vor Spielbeginn im Tor vor der Nordkurve Posten bezog, ertönte ein Orkan von Pfiffen, wie er in der Gelsenkirchener Arena nie zuvor zu hören war. Judas-Rufe gehörten (da nicht aus dem Fundus der Fäkalsprache) noch zu den maßvolleren Beschimpfungen, die der Torwart bei seinem ersten Auftritt als Bayern-Torwart an seiner alten Wirkungsstätte zu hören bekam. Im Vergleich dazu wirkten die Misstöne, die sein Kollege Rafinha, auch ein früherer Schalker im Bayern-Trikot, bei seinen Ballkontakten auszuhalten hatte, geradezu harmlos. Viele Fans verübeln es Neuer über die Maßen, dass er es gewagt hatte, sein Heimatrevier in Richtung München zu verlassen, obwohl er selbst als Jugendlicher zu den „Ultras“ in der Nordkurve gehört hatte. In eben jener Nordkurve hing ein Transparent, das an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten war. Neuer wurde darin quasi für tot erklärt – und für „wieder auferstanden als charakterlose Marionette“. Damit war das Schlimmste allerdings schon überstanden für den 25 Jahre alten Nationaltorwart. Er sah sich von seinen früheren Kollegen in Königsblau wenig gefordert und konnte am Ende einen souveränes 2:0 des FC Bayern bejubeln, der damit wieder die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga von Werder Bremen übernahm. Die Tore für die im zweiten Durchgang hoch überlegenen Münchner erzielten Nils Petersen (21. Minute) und Thomas Müller (75.). „ Das war unsere beste Saisonleistung, das freut mich besonders für Manuel“, sagte der Münchner Trainer Jupp Heynckes. „Die Mannschaft hat nicht nur für den FC Bayern gespielt, sondern auch für Manuel Neuer.“ Die Anfeindungen mancher Schalke-Fans habe der Torwart nicht verdient. „Das Spruchband gegen Manuel Neuer war geschmacklos. Eins kann man ihm nicht absprechen: dass er Charakter hat.“ Neuer selbst sagte, er habe mit einem Empfang dieser Art gerechnet. Ich kenne das Schalker Publikum und den Verein ja als sehr emotional. Deshalb war ich darauf eingestellt.“ Trotz des hässlichen Empfangs ging Neuer, der in der Bundesliga erst einen Gegentreffer zugelassen hat, selbstbewusst ans Werk. Er wolle sich auf das Spiel konzentrieren und den Fokus auf den Ball, nicht auf die Ränge richten, hatte er angekündigt. Diese Fähigkeit war schon in der ersten Minute gefordert, als er gegen den heranstürmenden Farfan klären musste. Danach hatte Neuer zwar nicht seine Ruhe – jeder seiner Ballberührungen wurde von Pfiffen begleitet – aber seine ehemaligen Arbeitskollegen störten sein Wohlbefinden nicht mehr oft. Zwei Distanzschüsse von Klaas-Jan Hunterlaar verfehlten knapp das Ziel, zwangen den Torwart aber nicht zum Eingreifen. „Entscheidend war, dass wir es versäumt haben, aus diesen Möglichkeiten ein Tor zu machen“, sagte Ralf Rangnick, der Trainer des FC Schalke. Auf der Gegenseite zeigten sich auch die Bayern zunächst nicht sonderlich produktiv. Aber sie wirkten einen Tick geschickter bei ihren Vorstößen – und sie hatten Franck Ribery, dessen individuelle Klasse sich abermals bemerkbar machte. Der flinke Franzose sprintete aus der Tiefe der eigenen bis weit in die gegnerische Spielhälfte, ohne dass ein Schalker ihm folgen konnte. Dort hatte den Blick für seinen stürmischen Mitstreiter Petersen. Der Schützenkönig der vergangenen Zweiligasaison vollendete den blitzschnellen Vorstoß im Nachsetzen mit dem Führungstreffer, beim ersten Versuch hatte Torhüter Ralf Fährmann noch im Weg gestanden; ebenso wie zuvor bei einem Freistoß von Holger Badstuber. Da der Münchner Torjäger Mario Gomez wegen einer Adduktorenverletzung fehlte, spielte Petersen von Beginn an als einziger Stürmer vor der offensiven Mittelfeldreihe.

Fünf Minuten nach der Pause bot sich Petersen die große Chance, den Vorsprung auszubauen. Doch diesmal wusste er mit seiner Freiheit im Strafraum nichts anzufangen und vergab leichtfertig. Wenig später verpasste Thomas Müller die nächste Gelegenheit für die Bayern. Der Rekordmeister wirkte bei seinen Gegenstößen viel inspirierter und ballsicherer. Was ihnen fehlte, war (noch) ein zweiter Treffer. Einen abgefälschten und deshalb tückischen Freistoß parierte Fährmann mit viel Geschick. Während die Bayern auf den krönenden Abschluss hinarbeitete, fiel es den Schalkern schwer, Angriffe vorzutragen und Neuer zur Abwechslung mal wieder sportlich zu fordern. Trainer Ralf Rangnick versuchte dem Mangel an Kreativität mit der Hereinnahme des talentierten, technisch starken Julian Draxler zu begegnen, der für den unscheinbaren Kluge ins Spiel kam. Aber auch das half nichts. Eine Viertelstunde vor Schluss holten die Bayern das Versäumte nach. Mit dem zweiten Tor raubte Müller den Schalkern die letzten Illusionen, den längst eindeutigen Trend noch wenden zu können. Aber auch schon vor dem 0:2 hatten die Westfalen den Glauben an sich selbst offenbar verloren. In der zweiten Hälfte konnten sie nicht mehr mithalten.

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