zum Hauptinhalt

Sport: Schalke ohne Assauer

Der Manager tritt zurück – eine Ära geht zu Ende

Rudi Assauer ist nicht mehr Manager des FC Schalke 04. Gestern Nachmittag gab der 62-Jährige der Öffentlichkeit seine Entscheidung bekannt. „Schalke war mein Lebensinhalt“, sagte Assauer. „Dieses Buch habe ich nun zugeschlagen.“ Eigentlich hatte Assauer im August das Amt des Präsidenten bei Schalke übernehmen sollen. Doch bei einer Aufsichtsratssitzung habe sich zuletzt eine deutliche Stimmung gegen ihn aufgebaut, sagte Assauer: „Ich habe leider keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat gesehen, zumal ich eine für mich ungute Entwicklung spürte.“

Es ist ein Abschied, der nach den Vorkommnissen der letzten Zeit nicht überrascht. Unter Führung des Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies hatte sich im Verein eine Opposition gegen Assauer gebildet, die die Arbeitsweise des rustikalen Managers verstärkt anprangerte. Zwar bedankte sich Tönnies noch einmal außerordentlich für Assauers Arbeit der vergangenen 13 Jahre und stellte ihn als Galionsfigur des Vereins heraus. Doch traurig dürfte er über den Verlust nicht sein. Schließlich wollte Tönnies auch offiziell mehr Macht – und das scheint gelungen zu sein. Die missliche finanzielle Situation, die zuletzt nur noch mit Hilfe von Privatkrediten einigermaßen vertuscht werden konnte, spielte ihm in die Karten. Der Aufsichtsratsvorsitzende gewährte mit 4,7 Millionen Euro den größten Zuschuss und gewann somit immer mehr Macht.

Dass diese und weitere Zahlen zur prekären Schalker Finanzlage an die Öffentlichkeit gelangten, lastete Tönnies Assauer an. Das wollte der Manager nun nicht mehr auf sich sitzen lassen. Noch kurz bevor Rudi Assauer seine Entscheidung öffentlich bekannt gab, machte er sein Verhältnis zu seinem Rivalen deutlich. „Ich weiß nicht, ob es überhaupt Sinn macht, mit Clemens Tönnies darüber zu reden. Dass man im eigenen Hause mit solchen Vorwürfen konfrontiert wird, beschäftigt mich schon sehr“, sagte er.

Der Gelsenkirchener Traditionsklub verliert mit dem Europapokalsieger von 1966 (damals allerdings mit Borussia Dortmund) nicht nur einen exzellenten Fußballkenner, sondern vor allem einen der letzten großen, wenn auch eigenwilligen Typen. Rudi Assauer gelang es während seiner zweiten Amtszeit auf Schalke von 1993 bis gestern, den klammen Klub, der ein veraltetes Stadion und eine kaum konkurrenzfähige Mannschaft vorwies, so umzukrempeln, dass er 1997 den Uefa-Pokal sowie 2001 und 2002 den deutschen Pokal holte.

Rudi Assauer hat sich viele Verdienste für den FC Schalke 04 erworben. Doch zuletzt schien ihn der stetige Wandel des Klubs, mit der Errichtung der Arena Auf Schalke, dem umgestalteten Trainings- und Vereinsgelände sowie der ständig wachsende Schuldenberg überfordert zu haben. Assauer ist und war immer ein echter Fußballer und kein Wirtschaftsfachmann. Und ein Typ mit allen Ecken und Kanten, wie man ihn in der Bundesliga künftig wohl vergeblich suchen wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false