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Schalke und die Schale: Meister? Wir doch nicht!

Die zum Saisonende hin plötzlich erfolglosen Schalker leugnen nach dem peinlichen 2:4 bei den abstiegsbedrohten Hannoveranern jetzt alle Meisterschaftsambitionen.

Von Christian Otto

Nach der 2:4-Pleite von Schalke 04 bei Hannover 96, zu der Manuel Neuer einen nicht ganz unerheblichen Beitrag geleistet hatte, steuerte er die erstbeste Fernsehkamera zielstrebig an, um für einen seiner voreiligen Ausflüge aus dem Strafraum Abbitte zu leisten. „Das zweite Gegentor geht ganz klar auf meine Kappe“, sagte der Nationalspieler, dessen Fehler viele Zuschauer auf dem Nachhauseweg vergnügt nachäfften. Ein herauslaufender Torwart, der in die Luft springt und mit den Armen herumfuchtelt, während ihm der Ball durch die Beine kullert, braucht auf den Spott als Zugabe zum Schaden nicht lange zu warten.

Dass sich der Titelanwärter Schalke 04 vier Tore bei einem Abstiegskandidaten einfängt, sorgt ebenfalls für einen gehörigen Gesichtsverlust. „Bayern München und Bayer Leverkusen, gegen die wir als Nächstes antreten, sind spielerisch noch einmal eine ganze Hausnummer stärker als Schalke“, sagte 96-Verteidiger Christian Schulz. Es war neben Defiziten im Spielaufbau aber vor allem ein Mangel an Einsatzfreude, den sich die Gelsenkirchener bei ihrem Auftritt vor 49 000 verblüfften Zuschauern erlaubt hatten. „Wir waren einfach schlecht“, sagte Verteidiger Heiko Westermann. Mit seinem Eigentor in der 17. Minute hatte das Unheil begonnen. Neuers Übermut beim Verlassen seines Arbeitsplatzes, den Didier Ya Konan zum 2:0 genutzt hatte, war nur zwölf Minuten später bestraft worden.

Dass Schalke in Halbzeit zwei durch den zur Entlastung von Kuranyi eingewechselten Edu und Ivan Rakitic (Foulelfmeter) ausglich, aber trotzdem noch scheiterte, lag an einem lethargischen Auftritt. „Wir haben nicht die nötige Entschlossenheit gezeigt, die man als Spitzenmannschaft braucht“, sagte der frustrierte Magath.

Die Partie in Hannover hatte begonnen, als habe man den Schalkern während ihres zweitägigen Trainingslagers vor dem Spiel eingeflüstert, dass man für den Gewinn einer Meisterschaft keinerlei Risiken eingehen müsse. Kevin Kuranyi war als einzige Spitze zu sehr auf sich alleine gestellt. Dass es in der ersten Halbzeit zu keiner ernst zu nehmenden Torchance gereicht hatte, war angesichts der Konstellation in der Tabelle ein Armutszeugnis.

Wie man das Glück auf seine Seite zwingt, hatten die tapfer kämpfenden Spieler im 96-Trikot vorgemacht. Hanno Balitsch mit dem 3:2 und Ya Konan, der in der Nachspielzeit den Schlusspunkt setzte, zeigten jene Entschlossenheit, die Schalke fremd blieb.

„Einigen unserer Spieler rutscht im Kampf um die Tabellenspitze das Herz in die Hose“, sagte Schalkes Trainer Magath, der am Tag nach der Pleite äußerst beharrlich versuchte, eine seiner Ansicht nach weit verbreitete Fehleinschätzung zu korrigieren. Man habe in Gelsenkirchen nie gesagt, dass man in dieser Saison Meister werden wolle. „Wir brauchen uns über die Meisterschaft nicht zu unterhalten“, findet auch Verteidiger Westermann. Wer ihm und Magath bei solchen Untertreibungen zuhört, müsste meinen, dass Schalke in der Tabelle nicht auf Platz zwei, sondern 12 Punkte hinter den Bayern läge.

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