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Kuranyi

© ddp

Schalke: Wenn Spieler Manager spielen

Mehrere Schalker Profis fordern öffentlich personelle Verstärkungen - die Klubführung ist verärgert, bemüht sich aber darum.

Die beschauliche Ruhe im Wellness-Städtchen Bad Radkersburg ist vorbei. Seit Sonntag residiert der FC Schalke in dem Thermenort in der Süd-Steiermark. Und da der deutsche Fußball-Vizemeister selbst in dieser über 1000 Kilometer vom Ruhrpott entfernten Region einige hundert Anhänger mobilisiert, bekommen die Badegäste im Spaß- und Gesundheitstempel „Parktherme“ auch schon einmal laute Fangesänge zu hören.

Die Mannschaft und ihr vielköpfiger Trainer- und Betreuerstab bekommen davon nicht viel mit. Drei Einheiten stehen täglich auf dem Programm, der Morgen beginnt um 8 Uhr mit einem Waldlauf, es folgen zwei jeweils zweistündige Schichten um 10 und 17 Uhr. Nach der letzten Übung und einem ausgiebigen Abendessen fallen die Spieler fertig in die gut gemachten Betten einer Nobelherberge. Von Ruhe kann trotzdem keine Rede sein. Mit ihrer konzertierten Aktion, die Vereinsführung in der Öffentlichkeit zu weiteren Neuverpflichtungen aufzufordern, haben die Führungsspieler Marcelo Bordon, Fabian Ernst und zuletzt Kevin Kuranyi einige Misstöne in den Verein getragen. „Wenn sich bei uns nicht noch etwas tut, stehen wir vor einer verdammt schweren Saison“, hatte Kuranyi gesagt. „Immer nur Platz zwei – darauf habe ich keinen Bock mehr.“

Nachdem sich die Bemühungen um Stephen Appiah (Fenerbahce Istanbul), Leon Andreasen (Werder Bremen), Carlos Großmüller (Danubio FC/Montevideo) und Albert Streit (Eintracht Frankfurt/jeweils keine Freigabe oder zu teuer) zerschlagen haben, ist die Liste der potenziellen Verstärkungen, deutlich kürzer geworden. Gesucht wird noch ein Mittelfeldspieler, nachdem Lincoln (zu Galatasaray Istanbul) und Hamit Altintop (zu Bayern München) den Verein verlassen haben. Zwar traut man dem vom FC Basel gekommenen Ivan Rakitic den Sprung in die erste Schalker Elf zu. Ob der 19-Jährige aber Lincoln ersetzen kann, darf bezweifelt werden.

Die Antwort der Vereinsführung auf die Kritik an der Personalpolitik ließ nicht lange auf sich warten. Zunächst stutzte Josef Schnusenberg die Manager in spe zurecht: „Wenn Kuranyi keine Lust hat, Zweiter zu sein, hätte er daran auf dem Platz etwas ändern können“, sagte der Präsident und ergänzte: „Wir haben keine Weltklassespieler verloren.“ Man werde sich nicht von Spielern unter Druck setzen lassen. Auch der Trainer meldet sich nun zu Wort. „Kevin hat in seinem Urlaub wohl in der Zeitung zu viel darüber gelesen, welche Spieler angeblich zu uns kommen sollen“, sagt Mirko Slomka. „Wir haben mit den Spielern gesprochen und ihnen deutlich zu verstehen gegeben, dass dies unsere und nicht ihre Aufgabe ist.“

In der Tat ist dies vorrangig das Betätigungsfeld von Andreas Müller. Und offensichtlich hat er seine Bemühungen für die kommende Saison auch noch nicht eingestellt: Der Schalker Manager hatte am Montagmorgen mit seinem Assistenten Erik Stoffelshaus das Teamquartier verlassen und sich zu Verhandlungen mit einem möglichen Neuzugang getroffen. Am gestrigen Dienstag kehrte das Duo vorerst ohne Ergebnis ins Trainingscamp zurück. „Wir haben immer betont, dass wir noch etwas tun, wenn es wirtschaftlich machbar ist. Wir waren jetzt unterwegs, um die Möglichkeiten auszuloten, ob wir noch einen Spieler holen können. Wenn man bei den Verhandlungen in Schritten rechnen möchte, dann haben wir den ersten von vielleicht sechs gemacht“, berichtet Müller, verrät aber nicht, mit welchem Spieler er sich wo getroffen hatte.

Der Hinweis auf die finanziellen Grenzen, in denen man sich bei dem wohl letzten Transfer in der noch bis zum 31. August laufenden Wechselperiode bewegt, deutet allerdings darauf hin, dass Müller kein Leichtgewicht an der Angel hat. Der 44-Jährige schloss allerdings nicht aus, dass sich die angestrebte Verpflichtung fürs Mittelfeld auch zerschlagen könne. „Ich bin der Meinung, dass unser Kader auch in der jetzigen Zusammensetzung stark genug ist, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte Müller schon einmal vorsorglich. „Gerade in der Breite sind wir inzwischen sehr gut aufgestellt.“ Er rechne jedenfalls nicht mehr damit, „dass noch im Trainingslager ein Spieler zu uns kommt“. So gut wie fest stehen lediglich drei weitere Abgänge: Mathias Abel, Michael Delura und Timo Kunert haben keine große Zukunft mehr bei den Schalkern.

Heiko Buschmann

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