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Sport: „Scheißtürke ist noch das Harmloseste“ - Die Altintop-Brüder über Rassismus im Fußball

Berlin - Halil und Hamit Altintop vom FC Schalke 04 haben sich über rassistische Provokationen auf dem Spielfeld in der Fußball-Bundesliga beklagt. „Das passiert ständig.

Berlin - Halil und Hamit Altintop vom FC Schalke 04 haben sich über rassistische Provokationen auf dem Spielfeld in der Fußball-Bundesliga beklagt. „Das passiert ständig. ,He, du Scheißtürke‘ ist noch das Harmloseste“, sagte Halil Altintop in einem gemeinsamen Interview mit seinem Zwillingsbruder Hamit mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. Hamit Altintop fügte an, er werde in solchen Fällen wütend, lasse sich aber nicht provozieren. „Wir sind anders erzogen worden“, sagte er. „Wir sind beide Muslime. Für uns bedeutet das: Gute Menschen zeigen ihre Klasse dann, wenn andere sich daneben benehmen.“ Eine Reaktion wie Zinedine Zidanes Kopfstoß im WM-Finale, nachdem ihn Marco Materazzi beleidigt hatte, ist für ihn nicht akzeptabel. „Ich bin gegen Gewalt. Da darf man nicht draufhauen, sondern muss zum Gegner gehen und sagen: Pass mal auf Junge, das ist nicht in Ordnung.“

Auch auf den Gewaltausbruch nach dem WM-Qualifikationsspiel zwischen der Türkei und der Schweiz gingen die beiden türkischen Nationalspieler in dem „Zeit“-Interview ein und bestätigten Berichte, nach denen sie mäßigend auf ihre Landsleute eingewirkt hätten. Nach dem Ausscheiden der Türkei habe es „ein paar hässliche Szenen“ gegeben, sagte Hamit Altintop. „Wir waren auch in der Hitze der Schlacht in der Lage zu sagen: ,He, weißt du was? Es ist nur ein Spiel.‘“ Der Schweizer Bundesligaprofi Raphael Wicky „hatte echt Angst und hat sich an meinen Arm geklammert“, erzählte Halil Altintop. „Ich habe versucht, ihn zu beschützen und heil in die Kabine zu kriegen. Keine Ahnung, was da mit meinen Landsleuten los war.“

Die beiden 23-Jährigen, die in dieser Saison gemeinsam für Schalke spielen, fühlen sich in Deutschland als Ausländer, obwohl sie in Gelsenkirchen geboren und aufgewachsen sind. „Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber wir bleiben in Deutschland Ausländer. Am Ende, wenn es drauf ankommt, sind wir doch Türken“, sagte Hamit Altintop. Deshalb hätten sich die beiden auch für die türkische Nationalmannschaft entschieden. Dennoch wolle er nirgendwo anders leben, fügte Halil Altintop hinzu, der vor der Saison von Kaiserslautern zurück ins Ruhrgebiet gewechselt war.

Die Begeisterung der Türken für die deutsche Elf während der WM hat die beiden nicht überrascht. „Wenn die türkische Mannschaft nicht dabei ist, schwenkt man eben die deutsche Fahne.“ sagte Hamit Altintop. „Die Türken haben eben das Land unterstützt, das sie vergleichsweise am besten kennen.“ Tsp

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