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Sport: Schlaflos in Indianapolis

Die Probleme der deutschen Basketballer vor dem Weltmeisterschafts-Auftakt

Von Matthias Krause

Indianapolis. Zu sagen, Henrik Dettmann sei gut drauf vor der Auftaktpartie der deutschen Basketball-Nationalmannschaft am Donnerstag in Indianapolis, wäre etwas übertrieben. Eigentlich sogar gelogen. Und es ist nicht der Schnupfen, der den Bundestrainer vor dem Weltmeisterschaftsturnier am meisten quält. „Die Vorbereitung hätte wirklich besser sein können", wettert der Finne, „das Spiel in Dortmund gegen Griechenland war nur für die Fans und das in Portland gegen die USA nur für die Ehre." Eigentlich wünscht sich Dettmann vor dem heutigen Start gegen China (0.30 Uhr, live in der ARD) noch zwei ernsthafte Tests. Aber dazu ist es zu spät. Und zu allem Überfluss steckt der deutschen Abordnung auch noch die Reise über den Atlantik gehörig in den Knochen. Weil sie einen Anschlussflug verpasste, vergingen 26 Stunden, ehe sie in Portland landete. Nach der 73:91-Niederlage gegen die USA ging es sofort weiter nach Indianapolis.

Da sitzt Dettmann nun in seinem Hotelzimmer und kann wegen der Zeitverschiebung nicht schlafen. Normalerweise würde er sich die Nacht ein bisschen mit Surfen im weltweiten Netz vertreiben, aber das klappt im Hotel nicht. „Ich weiß im Augenblick nicht einmal, ob Wang Zhizi am Donnerstag spielen wird." Zhizi, 2,16 Meter lang und Teamkollege von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks, gehört neben Mengke Bateer (2,11 m, Denver Nuggets) und Yao Ming (2,26 m, Houston Rockets) zu jener Formation, die die „Sports Illustrated"-Reporter bei den Olympischen Spielen in Sydney ehrfurchtsvoll „Chinese Walking Wall" tauften, die „Laufende Chinesische Mauer". In Indianapolis wird die Mauer ein Loch haben: Die chinesischen Funktionäre entschieden, Zhizi aus disziplinarischen Gründen nicht aufzubieten. Weil er sich weigerte, zum Mannschaftstraining nach China zu fliegen und im Herbst an den Asien-Spielen teilzunehmen, habe er sich „unpatriotisch" verhalten, befand der Verband.

Dettmann bekam die Nachricht sogleich per SMS geschickt, und seine Laune besserte sich. Eigentlich sieht es ja auch gar nicht so schlecht aus. Frontmann Nowitzki meldet sich schmerzfrei nach einer Knöcheloperation, und seit er sozusagen vollkaskoversichert ist, gibt auch sein Chef Mark Cuban in Dallas Ruhe. Nach dem guten Abschneiden beim Supercup in Braunschweig (zweiter Platz hinter Jugoslawien) strotzt das Team vor Selbstvertrauen. Marko Pesic (Alba Berlin) spricht gar vom WM-Titel. Intern gilt das Überstehen der Vorrunde gegen China, USA (Freitag) und Algerien (Samstag) als Pflicht, das Halbfinale als Ziel. „Das wäre schon eine Riesensache", sagt Nowitzki.

Bundestrainer Dettmann mag sich nicht zu einer Prognose hinreißen lassen. Die Unterschiede zwischen den Top-Mannschaften seien nur gering, sagt er diplomatisch. Die Bemerkung, dass sich das deutsche Team vielleicht zum ersten Mal überhaupt zu den Spitzenmannschaften dazuzählen dürfe, kontert er sarkastisch: „Das einzige, was sich sagen lässt, ist: Gegen Algerien sind wir definitiv Favorit." So kann man das auch sehen. Zumindest, wenn man seit Tagen mal wieder richtig schlafen müsste.

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