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Sport: Schlaflos in Köpenick

Der 1. FC Union ist noch in der Findungsphase

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin – Ryan Coiner trat ziemlich unausgeruht dem Trainer gegenüber. „Ich habe kaum geschlafen“, beichtete er sogleich ungefragt. Nun gehört der Stürmer des Regionalligisten 1. FC Union mit amerikanischer Herkunft nicht unbedingt zu den Fußballern, die sich nach einer Niederlage die Nächte am Biertresen um die Ohren schlagen. Coiners Schlaflosigkeit rührte vielmehr von einem Gegenspieler her. Beim 0:2 unlängst bei Holstein Kiel hatte Coiner in den Zweikämpfen mit dem Ex-Unioner und Neu-Kieler Michael Molata einiges einstecken müssen. „Wie der von Molata getreten und geschlagen wurde, dass der Schiedsrichter da nicht eingreift...“, ereiferte sich Union-Trainer Frank Wormuth und registrierte: „Coiner hatte überall blaue Flecken, dem tat alles weh.“ Übrigens spielte Coiner vorige Saison noch viertklassig – bei den Amateuren von Arminia Bielefeld.

Coiners Beispiel macht deutlich: Der 1. FC Union hat noch gewisse Anpassungsschwierigkeiten an den Regionalliga-Fußball, allerdings nicht nur an die dort mitunter praktizierte Härte. Was aber nicht weiter verwunderlich ist. Die Köpenicker haben nach der vorigen Saison, in der sie sich ziemlich kläglich aus der Zweiten Liga verabschiedet haben, kräftig ausgemistet. Nun steht eine völlig neuformierte Mannschaft auf dem Platz. Fragen zu den Saisonzielen weicht Wormuth noch aus. „Gebt uns zehn Spieltage Zeit, dann kennen wir die Liga“, sagt der Trainer. Nach den bisher absolvierten sechs Spielen hat Union sieben Punkte, ist in der Tabelle Zwölfter – mit viel Luft nach oben und weitaus weniger nach unten. Wormuth ist nicht beunruhigt. Aber er gibt auch schon mal zu: „Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen.“

Das Regionalliga-Dasein soll für Union nämlich keineswegs zum Dauerzustand werden. Keiner spricht es zwar explizit aus, die Verantwortlichen reden nur vom „Neuaufbau, der seine Zeit braucht“, aber 2006 würde Union schon ganz gerne wieder in die Zweite Liga zurückkehren. Für Frank Wormuth der Anlass, eine deutliche Ermahnung an seine Spieler zu richten: „Wenn das Präsidium eines Tages vom Aufstieg spricht, dann muss man sehen, welcher Spieler aus dem jetzigen Kader da mitziehen kann und welcher nicht.“

Freilich sind dem Trainer bei Union auch Grenzen gesetzt. Vor allem finanzieller Art. Ein Etat von 2,1 Millionen Euro verbietet erst einmal hochfliegende Träume. Das Gejammer über die äußeren Umstände lässt Wormuth als Entschuldigung für schwache Leistungen indes nicht gelten. Zumal die Grundversorgung ja gewährleistet ist. Wormuth: „Wir essen vor dem Spiel Nudeln, nach dem Spiel Nudeln, wir sind bestens versorgt.“

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