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Sport: Schlecht gewonnen

Die Ukraine besiegt die Schweiz 3:0 nach Elfmeterschießen

Kein einziges Gegentor in vier Spielen in der regulären Spielzeit und doch ausgeschieden. So kann es kommen, wenn man vorne selbst nicht trifft. Die junge Schweizer Mannschaft verlor das Achtelfinalspiel am Abend gegen die Ukraine erst im Elfmeterschießen 0:3. In den torlosen 120 Minuten zuvor zelebrierten die beiden Teams in Köln eine Art Rasenschach mit erlaubter Grätsche, das das Publikum allerdings eher zu gellenden Pfiffen animierte und zu ironischen „Oh-wie-ist-das-Schön“-Gesängen. Spannend war es, aber in erster Linie für Taktikfetischisten und Menschen, die geduldig auf Torchancen hoffen und sich auf Elfmeterschießen freuen können.

Richtig Schwung war eigentlich von Anfang an nicht in der Begegnung. Bei der Ukraine zogen die Spieler von Trainer Oleg Blochin hinten einen engen Ring um ihren Strafraum, und versuchten, über Kalinitschenko schnell das Mittelfeld zu überbrücken. Vorne ließen die drei Stürmer die Schweizer Hintermannschaft immerhin einige Male schlecht aussehen. Nach dem Ausfall des verletzten Senderos lag das vor allem an dem jungen Djourou, dem Trainer Kuhn zwar das Vertrauen ausgesprochen hatte, das Experiment allerdings nach 34 Minuten abbrach. Der 19-Jährige hatte vor allem bei Situationen Mann gegen Mann überfordert gewirkt. Beispielsweise in der 21. Minute, bei der besten Chance der Ukrainer in der ersten Halbzeit. Von links hatte Kalinitschenko einen Freistoß hereingegeben, und Schewtschenko brachte vor Djourou den Kopf an den Ball. In dieser Sekunde war die Schweiz ihrem ersten Gegentor bei dieser WM sehr nahe, doch der Ball flog an die Latte.

Es war eine ausgeglichene erste Halbzeit, weil sich beide Mannschaften im erfolgreichen Zerstören des gegnerischen Spiels kaum etwas nahmen. Bei der Ukraine machte sich das Fehlen der gelbgesperrten Verteidiger Rusol und Swiderski nicht negativ bemerkbar. Zwei Chancen hatte die Schweiz in der ersten Hälfte. Einmal passte der ansonsten gute Timoschuk den Ball geistesabwesend auf Wicky, dessen Schuss aber Schowkowski zur Ecke lenkte. Dann schoss Frei einen Freistoß aus 25 Metern auch nur an die Latte.

Das aggressive Verteidigen beider Teams war nicht gerade eine Augenweide für die Zuschauer. Die Fans aber kreierten ihre eigenes Spiel, und fingen plötzlich an, eine Art Evergreen aus dem Jahr 2002 aufleben zu lassen, leicht abgewandelt brüllte das ganze Stadion minutenlang: „Ohne Holland fahren wir nach Berlin.“ Außerdem rief es nach einem Kölsche Jung: „Lukas Podolski“.

Die zweite Halbzeit brachte keine Systemänderung: dichte Abwehrreihen, viele Zweikämpfe, wenig genaue Pässe. Ab und an ergab sich einmal eine Chance, gleich nach Wiederanpfiff prüfte Woronin Zuberbühler per Kopf, dann streifte ein Schuss Schewtschenkos nur knapp am Tor vorbei und später fehlte seinem Kopfball nach Ecke Kalinitschenko nur ein paar Zentimeter.

Die Schweiz war bemüht, aber das Kombinationsspiel wollte einfach nicht gelingen. Degen war über rechts im Zusammenspiel mit Barnetta längst nicht so stark wie gegen Südkorea, vor allem weil der knochige ukrainische Verteidiger Nesmatschni links kaum Aktionen zuließ. Auch Yakin, Wicky oder Cabanas vermochten kaum einmal aus dem Mittelfeld einen überraschenden Pass zu spielen, und so blieb Alexander Frei als einzige Spitze meist ohne effektive Unterstützung. Deshalb reagierte Trainer Kuhn in der 65. Minute und brachte mit Marco Streller für Yakin einen zweiten Stürmer. Aber das Blatt hatte sich jetzt zugunsten der Ukraine gewendet: keine einzige Chance für die Schweiz, Feldüberlegenheit der Ukraine. Nur Tore fielen nicht. Bis die Elfmeter kamen. Als Schewtschenko gleich den ersten Elfmeter verschoss, hofften die Schweizer noch. Doch als dann ihre drei eigenen Schützen alle selbst scheiterten, ging ein bis dahin so fröhliches Turnier für sie traurig zu Ende.

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