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Sport: Schluss mit Beteiligung

Hertha BSC will seine Satzung ändern

Berlin - Niemand in der DDR nannte den Weihnachtsengel „Jahresendflügelfigur“ und die Kuh „Rauhfutter verzehrende Großtiereinheit“. Alles Legenden. Wie „Schwangere Auster“ und „Langer Lulatsch“, die nur in schlechten Reiseführern als Synonym für Kongresshalle und Funkturm stehen. Aber den „Beteiligungsausschuss“, den gibt es wirklich. Noch. Denn wenn die Mitglieder von Hertha BSC auf ihrer außerordentlichen Versammlung am 1. Juli im ICC die neue Satzung des Berliner Fußball-Bundesligisten absegnen, dann ist es ein für allemal vorbei mit dem schönen Wortungetüm.

Seit der Herauslösung der Profi-Abteilung aus dem Gesamtverein wachen Aufsichtsrat, Präsidium und fünf zusätzlich gewählte Vereinsmitglieder im Beteiligungsausschuss über die Geschäftsführung der Hertha BSC Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Diese Funktion soll künftig das Präsidium übernehmen – ein neunköpfiges Gremium, das die Mitglieder auf Vorschlag des Aufsichtsrates wählt. Den fünfköpfigen Aufsichtsrat wählen die Mitglieder direkt.

Diese Konstruktion ist das Herzstück der neuen Satzung, über die Herthas Mitglieder laut Präsident Bernd Schiphorst vier Jahre lang debattierten. „Im Beteiligungsausschuss sitzen bisher Exekutive und Kontrolle zusammen, das ist ein höchst bedenkliches Konstrukt“, sagt Schiphorst. Das Präsidium werde durch die neue Satzung aufgewertet. Es kontrolliert alle Vereinsangelegenheiten und beruft, wichtiger noch, die Geschäftsführung, die zurzeit aus dem Vorsitzenden Dieter Hoeneß und dem Kaufmännischen Geschäftsführer Ingo Schiller besteht. Bei einem gewissen Investitionsvolumen muss die Geschäftsführung die Zustimmung des Präsidiums einholen.

Sollten die Mitglieder „Herthas neuem Grundgesetz“ (Schiphorst) zustimmen, würden voraussichtlich im Januar 2008 Neuwahlen zu Präsidium und Aufsichtsrat stattfinden. Bernd Schiphorst lässt noch offen, ob er nach sieben Jahren im Amt weiterhin als Präsident zur Verfügung stehen werde: „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, für mich sind die neuen Strukturen erst einmal wichtiger. Aber ich bin immerhin schon 64 Jahre alt.“ Theoretisch könnte das neue Satzungswerk noch von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gestoppt werden. Die Dachorganisation der 36 Profivereine prüft noch. „Das Problem könnte sein, dass die Mitglieder die Möglichkeit haben, Präsidium und Aufsichtsrat aufzulösen“, sagt Schiphorst. „Das will die DFL verhindern“ – in Gedenken an mitternächtliche Saalschlachten bei Schalke 04 oder Eintracht Frankfurt, die unregierbare Klubs zurückließen. Immerhin das ist beim guten, alten Beteiligungsausschuss nicht möglich. Sven Goldmann

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