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Sport: Schmerztabletten für den Sieger

Nicolas Kiefer übersteht in Melbourne nach hartem Kampf die erste Runde

Manchmal ist Profitennis nur eine Frage des Überlebens. Fast jedenfalls. So wie gestern bei den Australian Open in Melbourne beim Match zwischen Nicolas Kiefer und Paradorn Srichapan. Der Sanitäter war im Dauereinsatz, beide Akteure wankten, quälten sich über den Platz und torkelten am Ende erschöpft ans Netz. Kiefer blieb nach dem 6:7 (5:7), 4:6, 7:6 (7:5), 6:1, 6:2 neben der Genugtuung der Schmerz am lädierten Knöchel, sein thailändischer Gegner hatte außer einem maladen Oberschenkel nichts vorzuweisen.

„Das sind brutale Schmerzen“, sagte Kiefer nach dem 3:50 Stunden langen Match, das er nur mit Hilfe von Schmerztabletten überstanden hatte, „ich weiß nicht, ob ich morgen überhaupt laufen kann“. Zwei Matchbälle hatte der Niedersachse beim 4:5 im dritten Satz abgewehrt, bevor Srichapan immer müder wurde und sich am Ende kaum noch wehren konnte.

Kiefer räumte anschließend ein, dass er spielerisch unzufrieden sei. Allerdings freue es ihn „tierisch“, das Match noch gedreht zu haben. Er hatte sich selbst nach zwei Sätzen aus einem Tief befreit, bevor Srichapans schlapper werdende Beine immer häufiger den Dienst versagten. Insgesamt war es ein guter Tag für die Deutschen. Außer Kiefer erreichten drei weitere deutsche Herren die zweite Runde, insgesamt sind es sieben. In der Grand- Slam-Geschichte hat es das erst einmal gegeben: 1997 in Wimbledon, zu Zeiten von Boris Becker und Michael Stich. Auch Anna-Lena Grönefeld überstand die erste Runde, allerdings musste sie gegen die Spanierin Laura Pous Tio drei Matchbälle abwehren.

Nicolas Kiefer hatte in seinem Match mit den Folgen einer Bänderdehnung zu kämpfen, die er sich bei einem Einladungsturnier in der vergangenen Woche zugezogen hatte. „Wenn dies hier kein Grand-Slam-Turnier wäre, hätte ich es gar nicht erst versucht“, sagte Kiefer. „Nur mit Schmerztabletten spielen zu können ist sicher nicht gesund und kann kein Dauerzustand sein.“ Seit dem Unfall muss er bis zu viermal am Tag Therapie über sich ergehen lassen.

Kiefer hofft nun, dass ihm der Tag Pause vor dem nächsten Match hilft, wieder einsatzbereit zu sein. Am Donnerstag trifft er auf Boris Pashanski aus Serbien- Montenegro, der mit 23 Jahren sein Grand-Slam-Debüt gibt. Kiefer hat mit dem Erstrundensieg nach dem Trainerwechsel vom Schweden Thomas Hogstedt zu Sascha Nensel wenigstens einen Erfolg in der Tasche. „Fit und gesund zu bleiben“, hatte sich Kiefer für das neue Jahr vorgenommen. Das sei ja jetzt spektakulär fehlgeschlagen, sagte er mit einem gequälten Lächeln. Schon beim Hopman-Cup in Perth hatte er wegen Rückenschmerzen aussteigen müssen.

Seinen Davis-Cup-Einsatz im Februar gegen Frankreich sieht Kiefer derzeit nicht in Gefahr. Nach den Australian Open will er sich erst einmal von Klaus Eder, dem Physiotherapeuten des Davis-Cup-Teams, behandeln lassen. All das ist zur Zeit aber noch in weiter Ferne, jetzt gilt es erst einmal für das nächste Match fit zu werden. So gut es eben geht jedenfalls.

Alexander Hofmann[Melbourne]

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