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Sport: Schnee von morgen

Die Bayern setzen gegen Real Madrid auf Roy Makaay, das Wetter und andere Verbündete

München. Auf ihrer Suche nach Verbündeten für das große Gefecht machen die Bayern vor den Göttern des Himmels nicht halt. Selbst die Elemente wollen sie für ihre Zwecke einspannen, es möge bitte schneien, reichlich sogar, denn, so flüsterte Bayern Münchens Trainer Ottmar Hitzfeld gestern den Reportern zu, „es kann sicherlich ein Vorteil sein, wenn einige Spieler von Real mehr mit dem Wetter zu tun haben als mit dem Spiel“. Mögen also weiße Flocken um Real Madrid tanzen, Bayerns heutigen Achtelfinalgegner in der Champions League (20.45 Uhr, live in Sat.1), und nicht das eigentliche weiße Ballett um die zuletzt schon recht orientierungslose Münchner Elf.

Natürlich ist das reichlich hoffnungsfroh, die sehr leistungsfähige Rasenheizung im Olympiastadion dürfte selbst einen halben Meter Neuschnee problemlos wegschmelzen, und wenn Zinedine Zidane nicht der Versuchung erliegt, auf der Tartanbahn einen Schneemann zu bauen und Ronaldo keine Schneeballschlacht mit David Beckham anzettelt, dann dürfte er wenig helfen, der Schnee.

Begründetere Hoffnungen der Bayern befassen sich mit dem Einsatz der tatsächlichen und vermeintlichen Führungsspieler. Oliver Kahn, so stellte Hitzfeld in Aussicht, werde auflaufen können. Der Einsatz des zuletzt grippegeschwächten Michael Ballack hängt davon ab, ob er die abschließende Trainingseinheit problemlos übersteht und „sich selbst fit fühlt“, wie Hitzfeld sagte, „Präsenz alleine reicht ja nicht, man muss auch Leistung abrufen können“. Hundert Prozent erwarte er von jedem Einzelnen, bei dieser einmaligen Chance, „das Licht, das zuletzt auf die Mannschaft strahlte, in einem helleren Glanze erscheinen zu lassen“. Sprich: mit einem Schlag die Krise beenden.

In welcher Ausrichtung die Mannschaft das bewerkstelligen will, mochte Hitzfeld nicht verraten. „Wie die Taktik aussieht, werden wir morgen sehen – ich will hier nicht in die Details gehen“, sagte der Trainer. Er wollte nicht mal Grundsätzliches sagen: Etwa, dass er wohl im gewohnten 4-4-2 spielen lassen wird.

Viel mehr komme es ohnehin auf die Einstellung eines jeden an: Die Mannschaft müsse den Ballast der letzten Spiele abwerfen und „mit breiter Brust“ die Chance wahrnehmen. Hitzfeld ging mit gutem Beispiel voran: Als er gefragt wurde, wie seine Abwehr auf Ronaldo und Co. reagieren werde, sagte Hitzfeld zunächst ein paar zu erwartende Sätze, und während der Dolmetscher diese übersetzte, fiel Hitzfeld noch eine bessere Antwort ein: „Viel mehr gespannt bin ich darauf, wie Real auf Roy Makaay und Claudio Pizarro reagiert.“ Attacke.

Wo immer das geforderte Selbstbewusstsein herkommen mag, Roy Makaay trug es demonstrativ zur Schau. Auf welchen Star er sich am meisten freue? „Ist mir egal.“ Was ein gutes Ergebnis sei gegen diese Über-Mannschaft? „Ist doch klar: gewinnen.“ Ob er selbst schon gegen Real getroffen habe? „Ja klar, aber keine Ahnung, wie oft.“ Und außerdem: „Real hat noch nie in München gewonnen.“ Stimmt: Madrid gewann von seinen 16 Europapokal-Spielen in deutschen Stadien nur ein einziges (vor drei Jahren 3:2 in Leverkusen). Und wenn sich schon die Statistik als Mutquelle anzapfen lässt: Von ihren zehn Heimspielen in der K.-o.-Runde der Champions League verloren die Bayern keines.

Hartnäckig überdauerte die Hoffnung aufs Wetter diesen letzten Tag vor dem großen Spiel. Bis zum Nachmittag schien es, als hätten die Bayern tatsächlich einen Pakt mit demjenigen geschlossen, der den Schnee auf die Erde schickt. Unentwegt rieselten dicke Flocken auf die Landeshauptstadt. Real Madrid kam erst mit großer Verspätung in München an, weil es zunächst keine Landeerlaubnis gab. Wenn sich da mal keine Wut aufgestaut hat.

Daniel Pontzen

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