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Sport: Schnell, aber sprachlos

Tomas Pöpperle, der neue Torhüter der Eisbären, spricht weder Deutsch noch Englisch – der Verein ist trotzdem von ihm überzeugt

Berlin - Tomas Pöpperle wirkt schüchtern. Er blickt nach unten, der junge Mann mit den blonden Strähnen. Heute soll der 21 Jahre alte Tscheche im Eisbären-Tor debütieren – gegen den ERC Ingolstadt (19.30 Uhr, Sportforum), den Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Er sei aber „nicht nervös, sondern freut sich riesig“, wie er sagt. Sagen lässt. Neben Pöpperle sitzt Nachwuchsspieler Domink Kubik. Der Tscheche mit deutschem Vater übersetzt. Zum Glück ist Kubik vor zehn Tagen von Landshut zu den Eisbären Juniors gewechselt. Sonst hätten die Eisbären ein Problem: Pöpperle spricht nur Tschechisch.

Das ist eine ungewöhnliche Situation in der DEL, in der Englisch eine Amtssprache ist. Zudem war Pöpperle schon in den USA, im Trainingslager der Columbus Blue Jackets. Bei dem Klub aus der National Hockey-League hat er einen Dreijahresvertrag bekommen und ein paar Testspiele absolviert. Zu mehr sei es kurzfristig aber nicht gekommen und bei Sparta Prag sei er nur Ersatz gewesen. Ein Segen für ihn also, sagt er, dass die Eisbären ihn für ein Jahr ausgeliehen haben. Torwarttrainer Gilles Lefebre jedenfalls ist von seinen Qualitäten überzeugt. „Der ist schnell und hat gute Reflexe. Aber wenn du im Eishockey nicht kommunizieren kannst, geht gar nichts.“ Beim Training kommunizierte er mit dem neuen Torwart per Gebärdensprache. Lefebre wirbelte die Arme durch die Luft, rutschte auf der Torlinie umher, sprang auf die Knie und klopfte Pöpperle dann auf die Schulter.

Nicht alle scheinen auf dieser Kommunikationsebene angekommen zu sein. Mit den neuen Kollegen – darunter auch Stürmer Patrick Jarrett, den die Eisbären nun bis Saisonende verpflichtet haben – hat Pöpperle noch nicht groß reden können. Die Begrüßung mit Daniar Dschunussow und Youri Ziffzer, den beiden Torhütern, fiel knapp aus: „Wegen der sprachlichen Probleme haben wir bis jetzt nur ,Hallo’ gesagt.“ Der einstige U-20-Nationaltorhüter Tschechiens will Englisch lernen. Fürs Sprechen wird Pöpperle aber auch nicht bezahlt. „Er passt in unser Konzept“, sagt Trainer Pierre Pagé. „Wir setzen auf hungrige junge Spieler.“ Auf Spieler, die nach einer Saison wieder weg sind? Pöpperle will in die USA zurück. „Wir mussten handeln“, sagt Pagé. „Wir haben 3,5 Gegentore im Schnitt pro Spiel kassiert.“

Eisbären-Manager Peter John Lee fürchtet keine Integrationsprobleme bei Pöpperle, wie sie vor ein paar Jahren Torwart Jaroslaw Kames hatte. Der Tscheche war schnell wieder weg aus Berlin. „Kames war überfordert“, sagt Lee. „Bei einem Spiel in der Kölnarena hat der mehr staunend auf den Videowürfel geschaut als aufs Eis. So etwas kannte er aus der Heimat nicht.“ Bei Pöpperle besteht diese Gefahr nicht. Er kennt Videowürfel aus den USA.

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