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Zu Hause jubelt sich’s am schönsten. Natascha Keller (Mitte) lässt sich in der Max-Schmeling-Halle von ihren Mitspielerinnen beglückwünschen. Foto: Nordphoto

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Sport: Schnell zum Feiern in den Club

Die Hockeyspielerinnen des BHC gewinnen in Berlin den deutschen Hallentitel.

Berlin - Martin Häner, der Hockey-Olympiasieger, trug das rote Trikot des Berliner HC und hielt einen Schläger in der Hand. So weit nichts Ungewöhnliches bei einer Endrunde um die deutsche Hallenhockey-Meisterschaft. Nur dass Häner in der Max-Schmeling-Halle hinter der Bande stand, mit dem Schläger auf ein Tamburin eindrosch und aus voller Kehle sang: „Die Nummer eins im Land sind wir.“ Zumindest für die Frauen des Berliner HC ist diese Aussage sachlich richtig. Während Häner am Samstag unglücklich im Halbfinale ausgeschieden war, gewannen die Frauen gestern durch ein 5:3 (1:1) gegen den Club an der Alster zum sechsten Mal den Hallenhockey-Titel. Bei den Männern setzte sich der Harvestehuder THC mit 6:5 (4:4) gegen Uhlenhorst Mülheim durch. Die Mülheimer hatten fünfmal geführt – und kassierten zwölf Sekunden vor Schluss durch Michael Körper den entscheidenden Gegentreffer.

Vor eigenem Publikum Meister zu werden, das ist nicht nur etwas Besonderes, sondern auch überaus praktisch. „Der Weg in den Club ist nicht so weit“, sagte Natascha Keller. Ihre Mitspielerin Lena Jacobi, die erst im Herbst für die Hallensaison vom Finalgegner Alster zum BHC gewechselt war, kündigte ein rauschendes Fest auf dem Vereinsgelände an: „Heute Abend reißen wir die Hütte ab.“ Unmittelbar nach der Schlusssirene begannen die Feierlichkeiten. Alle Spielerinnen stürmten das Feld, selbst Katharina Otte, die sich zu Beginn der zweiten Hälfte einen Bänderriss zugezogen hatte. Die Nationalspielerin humpelte dem Pulk hinterher und brachte es in der Disziplin einbeiniges Jubeln zu einer erstaunlichen Meisterschaft.

Seltsamerweise war es Ottes Verletzung gewesen, die dem BHC im Finale den entscheidenden Schub zum Titelgewinn gab. „Das hat ein paar Prozentpunkte mehr gebracht und noch mehr Adrenalin ausgeschüttet“, sagte Trainer Marcel König. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gastgeberinnen 1:2 zurück. Sie wirkten ungewöhnlich nervös, es lief nicht viel zusammen, dazu leisteten sie sich immer wieder Nachlässigkeiten in der Defensive. So wie beim 1:2, als sich der BHC durch einen schnell ausgeführten Freischlag überrumpeln ließ. „Draußen haben sich bestimmt manche gefragt: Wollen die nicht richtig?“, sagte Natascha Keller. Aber von Nicht-Wollen konnte keine Rede sein. Es war eher so, dass die Hamburgerinnen das Spiel des BHC wirksam torpedierten.

Erst Mitte der zweiten Hälfte wurden die Berlinerinnen dominanter. Innerhalb von vier Minuten machten sie aus dem 1:2 ein 4:2. Kerstin Holm, die vor der Saison vom TuS Lichterfelde zum BHC gewechselt war, um auch endlich mal einen Titel zu gewinnen, traf zweimal. Dazwischen brachte Natascha Keller die Berlinerinnen zum ersten Mal in Führung. Nach einem Solo hätte sie den Ball nur in die Mitte zu einer freistehenden Mitspielerin ablegen müssen. Doch offensichtlich erschien ihr das als zu riskant. Also schlenzte sie den Ball mal eben im Fallen genau ins Toreck.

Die 35-Jährige war nicht nur wegen dieses wunderbaren Treffers die überragende Spielerin. Keller erzielte im Endspiel drei der fünf Tore, am gesamten Finalwochenende waren es sieben (von insgesamt elf). Deutschlands Rekordnationalspielerin wurde schon vor dem Spiel durch den Hallensprecher als „Hockeylegende“ vorgestellt, als wäre sie bereits Geschichte. „Ich hoffe, es kommen noch viele Jahre“, sagte Keller. „Ich will noch mal alles nutzen, was man mitnehmen kann.“ Für den BHC war das an diesem ohnehin erfreulichen Tag eine weitere erfreuliche Nachricht.

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