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Sport: Schneller als die Schnellen

Tom Boonen gewinnt die zweite Etappe im Sprint – Favoriten im Hauptfeld

Lance Armstrong fuhr im Grünen Trikot. Das durfte der Amerikaner tragen, weil er als Zweiter des Zeitfahrens vom Samstag in der Sprintwertung hinter dem Sieger David Zabriskie lag. Zabriskie trug nach seinem überraschenden Sieg bei seiner ersten Tour-de-France-Etappe das Gelbe Trikot. Und er trägt es auch heute wieder, weil der US-Amerikaner gestern von seinem Vorsprung, den er sich mit der zweitschnellsten je in einem Tour-Zeitfahren erzielten Zeit erarbeitet hatte, auf die nächstplatzierten Fahrer nichts einbüßte.

Die zweite Etappe war ein Tag für die Profis mit der höchsten Endgeschwindigkeit auf der Zielgeraden. Nach den 181,5 Kilometern von Challans nach Les Essarts entschied der Belgier Tom Boonen den Massensprint des Feldes für sich. Zweiter wurde Thor Hushovd aus Norwegen vor dem Australier Robbie McEwen. Es war bereits der zwölfte Saisonsieg für Boonen, der im Frühjahr die Klassiker Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix gewonnen hatte und das Grüne Trikot von Armstrong übernahm.

Jan Ullrich hielt sich wie die anderen Favoriten im vorderen Teil des Hauptfeldes auf, das lange Zeit vier Ausreißer verfolgte. Der Spanier David Canada, Laszlo Bodrogi aus Ungarn und die beiden Franzosen Sylvain Calzati sowie Thomas Voeckler hatten sich nach etwa 20 Kilometern vom Feld abgesetzt. Voeckler war voriges Jahr Nationalheld in Frankreich auf Zeit, als er zehn Tage lang das Gelbe Trikot trug. In der Gesamtwertung lag er vor der Etappe allerdings hinter Bodrogi. Der Fahrer vom Team Crédit Agricole hatte im Zeitfahren mit 59 Sekunden Rückstand auf Zabriskie den fünften Platz belegt. So fuhr Bodrogi lange Zeit zumindest theoretisch im Gelben Trikot, weil sich die Ausreißer in der Region Vendée einen Vorsprung von bis zu vier Minuten erarbeitet hatten. Doch das Team CSC von Zabriskie wollte das Gelbe Trikot verteidigen, und die Teams der besten Sprinter mussten ihre Chancen auf den Etappensieg wahren. Vor allem Quick Step, Davitamon-Lotto und Française des Jeux arbeiteten zusammen. Sie führten ihre Sprintspezialisten Tom Boonen, Robbie McEwen und Baden Cooke immer näher an die Ausreißer heran und kontrollierten deren Vorsprung.

Der erwartete Gegenwind blieb auf der schnell gefahrenen Etappe aus. Die Fahrer kamen 20 Minuten früher als erwartet ins Ziel. Trotz des flachen Profils war die Strecke schwierig: Der Fahrerpulk musste 45 Kreisverkehre und zwölf Verengungen durchfahren. Einige Male landeten gleich mehrere Fahrer auf dem Asphalt, niemand erlitt schwere Verletzungen. Die vier Ausreißer wurden sechs Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Zuvor sicherte sich Voeckler vom Team Bouygues Telecom unter dem Jubel der französischen Zuschauer bei der einzigen Bergwertung des Tages noch das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers.

Für das T-Mobile-Team ging es bei der hektischen Massenankunft darum, Ullrich und Winokurow im vorderen Teil heil ins Ziel zu bringen. Ullrich wurde 19. und glaubte zunächst, neun Sekunden auf Armstrong aufgeholt zu haben. Denn nach der Sprintergruppe von 23 Fahrern gab es eine Lücke zum Fahrerfeld. Doch wegen eines Sturzes auf dem letzten Kilometer wurde das komplette Feld bis auf drei Nachzügler nachträglich auf die gleiche Zeit wie die ersten 23 Fahrer gesetzt. Alles blieb somit für Ullrich im Gesamtklassement beim alten, was dem Deutschen aber nicht die Laune verderben konnte. „Ich bin heute mitgerollt“, sagte Ullrich, „und ich habe mich besser gefühlt als gestern.“

Hartmut Scherzer[Les Essarts]

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