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Sport: "Schön, dass jetzt alle glücklich sind"

Christian Ziege ist mit 63 Einsätzen der erfahrenste deutsche Nationalspieler. Der 29 Jahre alte Berliner spielt seit 1997 im Ausland.

Christian Ziege ist mit 63 Einsätzen der erfahrenste deutsche Nationalspieler. Der 29 Jahre alte Berliner spielt seit 1997 im Ausland.

Herr Ziege, in den Tagen vor dem Spiel war meistens von großem Druck und hoher Anspannung die Rede. War es wirklich so schlimm?

Das kann man schon sagen. Ich bin jetzt seit zwölf Jahren Profi, und in dieser Zeit habe ich viele Situationen erlebt, in denen es eine Menge Druck gab. Aber so viel wie in diesem Spiel hatte ich noch nie.

Das ist nicht Ihr Ernst.

Doch, vor diesen beiden Spielen gehen dir so viele Dinge durch den Kopf. Dauernd ist davon die Rede, dass Deutschland noch nie in der Qualifikation zu einer Weltmeisterschaft gescheitert ist, dass du also der Erste wärst, der nicht zur WM fährt. Umso schöner ist es, dass jetzt alle glücklich sind.

Dann war es auch eine Art Druckausgleich, als die deutsche Mannschaft in der Anfangsphase die Ukraine fast überrannt hat?

Ich glaube, wir haben es sehr gut geschafft, den Druck in eine sehr gute Leistung umzusetzen. Das ist nicht immer ganz einfach. Aber wir haben es geschafft. Die schnelle Führung war natürlich der Schlüssel zum Erfolg.

Und danach war es ein Spiel zum Genießen?

Zum Genießen nicht. Speziell für mich nicht. Ich habe vor drei Wochen mit Tottenham gegen Manchester United auch 3:0 zur Halbzeit geführt, und das Spiel ist 3:3 ausgegangen. Manchester United ist natürlich eine Mannschaft, die eine andere Klasse hat, aber da erfährt man, was im Fußball möglich ist. Von daher war das absolut kein Relaxen.

Muss man denn nach den Erfahrungen aus den beiden Spielen nicht auch sagen, dass die Ukraine ein bisschen überschätzt wurde?

Ich habe schon vorher gesagt, dass die Ukraine zwar einige sehr gute Fußballer hat, allen voran Andrej Schewtschenko. Aber wenn es so eine überragende Truppe gewesen wäre, hätte sie in ihrer Qualifiationsgruppe nicht nur Platz zwei belegt. Deswegen musste man keine Angst haben.

Der Erfolg war also nur Pflichterfüllung?

Das nicht. Man muss schon bedenken, wie viel Druck auf uns gelastet hat. Das Spiel dann so souverän zu gestalten und zu gewinnen war eine der größten Leistungen, die bis jetzt erbracht wurden. Auch wenn wir keinen Pokal gewonnen haben.

Das kann ja dann im nächsten Sommer bei der Weltmeisterschaft passieren.

Wir sollten jetzt erst mal die Qualifikation genießen. Und bei der WM müssen wir sehen, dass wir die Vorrunde überstehen. Das haben wir bei unserem letzten Turnier nämlich nicht geschafft.

Die Deutschen werden also bescheiden.

So ist das nicht gemeint. Der erste Schritt, um etwas zu erreichen, ist immer, die Vorrunde zu überstehen. Was danach passiert, hängt natürlich von vielen Komponenten ab. Aber eigentlich ist alles möglich.

Ist das nicht etwas zu optimistisch?

Wir zählen mit Sicherheit nicht zu den Nationen, die Fußball absolut zelebrieren. Die deutsche Stärke war es immer - auch bei den Erfolgen 1990 und 1996 -, in wichtigen Spielen diesen Mythos aufrechtzuerhalten: dass wir Spiele drehen können und dass die Deutschen schwer zu schlagen sind. Wenn man von solchen Spielen wie heute wieder mehr sehen würde, würde das nicht nur das Publikum freuen, sondern auch uns Spieler.

Für die ganz Großen, für Frankreich und Argentinien, reicht es aber wohl noch nicht.

Die müssen genauso viele Spiele gewinnen, um Weltmeister zu werden, wie wir. Man weiß, im Fußball ist alles möglich. Da kann viel passieren. Hört sich zwar abgedroschen an, ist aber leider so. Oder Gott sei Dank.

Herr Ziege[in den Tagen vor dem Spiel war meisten]

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