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Sport: Schöner Schreck am Morgen

Rudi Völler beruft Herthas jungen Abwehrspieler Arne Friedrich für das erste Länderspiel nach der WM

Von Klaus Rocca

Berlin. Gestern, zu früher Morgenstunde, bekam Arne Friedrich einen Anruf. Am anderen Ende der Leitung war Dieter Hoeneß, Manager von Hertha BSC. Was er ihm mitzuteilen hatte, versetzte Friedrich einen freudigen Schreck: Der Neu-Herthaner wurde von Rudi Völler in den Kader für das Fußball-Länderspiel am kommenden Mittwoch in Sofia gegen Bulgarien berufen.

Zur Erinnerung: Arne Friedrich spielte in der vergangenen Saison noch in der Zweiten Bundesliga bei Arminia Bielefeld. Und für Hertha, seinen neuen Verein, hat er gerade mal ein einziges Bundesligaspiel bestritten, das in Dortmund. Da kann es nicht verwundern, dass der 23-Jährige gesteht: „Ich war völlig überrascht.“ Und dann hinzufügt: „Das alles kommt für mich noch zu früh.“ Nicht, dass ihm bange wäre, doch vom Leistungsvermögen her wähnt er sich offenbar noch nicht so weit, um im Team des Vizeweltmeisters zu bestehen.

Völler, der DFB-Teamchef, sieht das offenbar anders. Bundestrainer Michael Skibbe, Augenzeuge beim Ligapokalspiel Herthas gegen Borussia Dortmund, hatte ihm berichtet. „Er hat schon in Bielefeld und in der U 21-Nationalmannschaft hervorragende Leistungen gezeigt. Es ist kein Zufall, dass er nun dabei ist“, erklärte Völler gestern. Wobei Friedrich lediglich fünf Spiele in der U 21-Auswahl bestritten hat. „Und die meisten auch nur, weil andere Spieler verletzt waren“, kommentiert Friedrich. Dass mit Nowotny, Wörns, Baumann, Ziege und Rehmer derzeit auch für Völlers Team Defensivspieler ausfallen, hat die Wahl sicher erleichtert. Friedrich selbst weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell Verletzungen einen aus der Bahn werfen können. Im Februar dieses Jahres zog er sich beim 4:1 Arminia Bielefelds gegen Eintracht Frankfurt einen Einriss im Sehnenkanal des Knöchelbereichs zu und war in der Rückrunde nur noch Statist.

Auch bei Hertha ist das Pech anderer Friedrichs Glück. Marko Rehmer und Dick van Burik, die beiden aus der Innenverteidigung, sind nach ihren Verletzungen noch immer nicht so weit, dass Trainer Huub Stevens sie zum Zuge kommen lassen will. Also durfte Friedrich sowohl im Ligapokal als auch beim Bundesliga-Auftakt im Westfalenstadion als Abwehrchef fungieren. Beim Ligapokal in Aue gegen den FC Bayern waren bei ihm einige Schwächen nicht zu übersehen. Doch Stevens konnte und durfte nicht erwarten, dass Friedrich nach seinem Wechsel von der Zweiten in die Erste Bundesliga gleich der ruhende Pol in der Abwehr sein würde. „Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich mir bei Hertha einen Stammplatz erkämpft habe“, sagt er.

Einer, der im Verein um seinen Stammplatz kämpft, könnte nun also in der Nationalmannschaft sein Debüt geben. Weil andere verletzt sind, weil Völler aber auch schon jetzt die WM 2006 im Visier hat. „Das ist mein Fernziel“, sagt Friedrich. Seit gestern ist er dem ein Stück näher gekommen.

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