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Sport: Schönes neues Geld

Kaiserslautern geht beim Land und bei den Fans betteln

Kaiserslautern. Ob es nun ein schwerer Fall von Realitätsverlust ist oder nur ein naives Spielchen, weiß keiner so genau. Über Robert Wieschemann aber wundern sich viele in der Pfalz. Wie Jürgen Friedrich, der Vorstandsvorsitzender war, läuft Wieschemann durch die Stadt und zeigt mit den Fingern auf andere. Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende legt sich sogar unerschrocken mit der gesamten Bundesliga an. Wieschemann erklärte, es sei gängige Praxis, Gelder für Werberechte an Spielern ins Ausland zu zahlen. Das Finanzamt hingegen stufte diese Praxis als versteckte Lohnzahlungen ein und fordert nun 12,9 Millionen Euro Steuern nach. Und auch René C. Jäggi, der neue Vorstandsvorsitzende, bekommt den Zorn Wieschemanns zu spüren. Jäggi baue riesige Pappkameraden auf, die er dann zusammenhaue, um als Retter dazustehen, sagt Wieschemann. Die Lage sei gar nicht so schlimm und alles sei rechtens gewesen.

Jäggi stellt er als Schaumschläger hin, der die Lage dramatisiere. Alle anderen wissen, es waren Wieschemann und Friedrich, die den Klub so tief in den Schlamassel führten, dass sich das Ganze zu einem Skandal auswächst, der selbst an der Landesregierung nicht mehr vorbei geht.

Der Zoff der alten mit den neuen Machthabern passt zur miesen Stimmung im Land Rheinland-Pfalz. Die Grünen im Landtag attackieren die Landesregierung. Ministerpräsident Beck habe es versäumt, sich über die tatsächliche Lage des FCK zu informieren. Allzu bereitwillig habe die Staatskanzlei in Mainz die Zusagen für Gelder zum Stadionausbau für die WM 2006 gegeben. Stolze 20 Millionen Euro. Die Beamten sind sauer, weil es einen Beförderungsstopp gibt, die Polizei, weil sie sparen muss, und die Sportvereine, weil ihnen Mittel gestrichen wurden. Und mitten im Chaos steht der 1. FC Kaiserslautern mit seinem 40 Millionen Euro Schulden und bettelt um weiteres Geld, damit er beim Amtsgericht nicht Insolvenz anmelden muss.

Um den Klub und den WM- Standort Kaiserslautern zu retten, muss neues Geld her. Am Donnerstag wird verhandelt. Banken, Land, Stadt und Klub werden an einem Tisch sitzen.

Was dabei herauskommt, weiß keiner. Eine Beteiligungsgesellschaft, so schreibt die „Rheinpfalz“, soll das neueste Rettungsmodell sein: Gelder vom Land und der Stadt Kaiserslautern fließen hinein und die Banken verzichten auf ihre Forderungen. Das ist nur eines von vielen Modellen. Der frühere Klubpräsident Norbert Thines und die beiden 1954er Weltmeister Ottmar Walter und Horst Eckel haben sogar die Fans aufgerufen, den Klub mit Spenden zu retten. Thines: „Die erste Resonanz ist überwältigend.“

Auch Jäggi bastelt nächtelang an Lösungen. Nun muss er darauf hoffen, dass dem Trio aus Banken, Stadt und Land alles andere als eine Insolvenz lieber ist. Bei der, so seine Strategie, würden die Beteiligten alle ihre Investitionen verlieren. So könnten sie wenigstens über die Gesellschaft an den Mieteinnahmen beteiligt werden. Das Stadion soll verkauft und an den Verein zurück verpachtet werden. „Ich bin optimistisch“, sagt Jäggi. „Am Ende wird es ein Happyend geben.“

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