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Sport: Schreie und Tränen

Wosik im EM-Endspiel/Roßkopf und Boll scheitern im Halbfinale

Courmayeur (Tsp). Die Anspannung entlud sich sofort nach dem Matchball. In der Sporthalle von Courmayeur fing die Frau an zu schreien. Dabei hatte sie gar nicht selbst an der Platte gestanden, sondern ihrem Ehemann die Daumen gedrückt. Doch Elke Wosik weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn man ins EMFinale einzieht. Viermal war sie Europameisterin. Und nun hatte es ihr Mann Torsten völlig überraschend ins Endspiel geschafft. Er schlug im Halbfinale Jörg Roßkopf aus Gönnern 4:2 und trifft heute im Endspiel auf Ex-Europameister Wladimir Samsonow. Der Weißrusse ließ dem Weltranglistenersten und Titelverteidiger Timo Boll beim 4:0 keine Chance. Sowohl Boll als auch Roßkopf bekommen die Bronzemedaille.

Seine Frau schrie, Torsten Wosik hingegen war zum Heulen. „Ich schäme mich nicht, dass ich Tränen in den Augen habe. Das ist ein Traum“, sagte der 29-Jährige, dessen bisher bestes internationales Resultat ein dritter Platz bei den Swedish Open war. In der Jugend hat Wosik mal gegen seinen Finalgegner Samsonow gewonnen, aber „meine Chancen liegen bei zehn Prozent“, sagt Wosik, „das war aber in den anderen Spielen auch nicht anders“. Im Viertelfinale hatte er unerwartet den ehemaligen Weltmeister Jean-Philippe Gatien aus Frankreich 4:1 besiegt. Wosik galt als ewiges Talent. Er war zwar Jugendeuropameister, aber als Erwachsener fehlte dem exzellenten Techniker lange die nötige Härte.

Der Weltranglisten-Sechste Samsonow ist bereits 1998 Europameister geworden. Boll, der vor einem Jahr noch den Titel geholt hatte, war in dem nur 23-minütigen Match chancenlos. „Ich habe alles versucht, aber Samsonow war eine Klasse besser“, sagte Boll. Jörg Roßkopf „war ein bisschen kaputt“ – aber trotz der Niederlage stolz. Für den Rekordnationalspieler war der Einzug ins Halbfinale nach einjähriger Verletzungspause ein riesiger Erfolg. Im Viertelfinale hatte er den Weißrussen Jewgeni Schetinin 4:1 besiegt, denselben Mann, gegen den er im verlorenen Teamfinale eine der bittersten Niederlagen seiner Karriere erlitten hatte.

Für die deutschen Männer ist es das beste EM-Ergebnis aller Zeiten. Erst zum vierten Mal standen bei einer EM drei Spieler aus einer Nation im Halbfinale der Herren. Zuvor war dies Schweden 1970 und 1996 und dem ehemaligen Jugoslawien 1978 gelungen.

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