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Sport: Schumacher-Prozess: Radprofi Kopp belastet Gerolsteiner-Teamarzt

Berlin - Die Einblicke in die pharmazeutische Gruselwelt des Profiradsports werden im Rahmen des Betrugsprozesses gegen den ehemaligen Gerolsteiner-Profi Stefan Schumacher immer drastischer. Gestern beschrieb der Ex-Profi David Kopp als Zeuge Doping im Team Gerolsteiner als allgegenwärtig und bestätigte damit seinen Freund Schumacher.

Berlin - Die Einblicke in die pharmazeutische Gruselwelt des Profiradsports werden im Rahmen des Betrugsprozesses gegen den ehemaligen Gerolsteiner-Profi Stefan Schumacher immer drastischer. Gestern beschrieb der Ex-Profi David Kopp als Zeuge Doping im Team Gerolsteiner als allgegenwärtig und bestätigte damit seinen Freund Schumacher. Der wähnt sich unschuldig, da Doping so alltäglich war, dass er dadurch niemand betrogen haben konnte.

Dafür bekam er von Kopp Rückendeckung: Der 34-Jährige war 2006 und 2007 bei Gerolsteiner unter Vertrag. In dieser Zeit habe er mit Cortison, Testosteron, Wachstumshormon und Epo gedopt, wie er gestern im Stuttgarter Landgericht gestand. Die Spritze sei völlig normal gewesen, Doping so etwas wie ein Späßchen, das man mit Worten wie „Emil“ (für Epo), „Walter“ (für Wachstumshormon) und „Sünde“ (für Synacthen) ausschmückte.

Im Fall des verbotenen Synacthen, das die körpereigene Produktion von Cortison anregt, sei ein Teamarzt abends vor dem Rennen durch die Zimmer gegangen und habe gefragt, wer was brauche. Später wurde das dann gespritzt. Laut Kopp waren alle ihm bekannten Teamärzte jederzeit in Sachen Doping ansprechbar und hilfsbereit gewesen. Und da sich die Mediziner intensiv mit Teammanager Hans-Michael Holczer austauschten, könne er sich nicht vorstellen, dass Holczer nichts davon gewusst habe. Beweisen konnte er dessen Mitwisserschaft aber nicht. Damit ist die Kardinalfrage des Prozesses weiter offen. Hat Holczer vom Doping gewusst, liegt kein Betrug vor, wenn nicht, könnte es für den einstigen Spitzenprofi Schumacher eng werden.

Der Prozess bekommt aber eine neue Ebene, weil nun die Sportmediziner in den Fokus rücken. Kopp beschrieb, dass ihn Ernst Jakob, der Chefarzt der Sportklinik Hellersen und Teamarzt bei Gerolsteiner, in Dopingfragen beraten und ihm auch Gefälligkeitsatteste für die Dopingsubstanz Cortison ausgestellt habe. Ein schwerer Vorwurf. Der Spezialist für Leistungsdiagnostik ist eine Nummer in der Szene. Jakob, bis 1997 an der Uniklinik Freiburg tätig, war bei den Winterspielen von 1988 bis 2006 Olympiaarzt, ist aktuell Teamarzt für den Nordischen Skisport und Mitglied der Kommission Sportmedizin des Deutschen Fußball-Bundes. Zu den Vorwürfen sagte Jakob gestern nur: „Dazu sage ich nichts.“

Der Dopingexperte Werner Franke hat Jakob zusammen mit Mark Schmidt, einem anderen Teamarzt bei Gerolsteiner, wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz, Körperverletzung und Rezeptbetrug angezeigt. Die Freiburger Staatsanwaltschaft ermittelt. Jürgen Löhle

Jürgen Löhle

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