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Sport: Schwächen im System

Doping: Nada räumt Fehler bei den Kontrollen ein

Berlin - Das Eingeständnis kam überraschend. Vertreter der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada haben am Mittwoch vor deutschen Sportpolitikern erstmals Fehler bei der Umsetzung des Trainingskontrollsystems zugegeben. „Wir müssen hier einräumen, dass wir im vergangenen Jahr 201 Fälle von nicht angetroffenen Sportlern an die Sportverbände hätten weitergeben müssen“, erklärte Armin Baumert, der neue Vorstandsvorsitzende der Nada, in Berlin bei einer öffentlichen Anhörung im Sportausschuss des Deutschen Bundestags.

Die Anhörung war angesetzt worden, nachdem in der ARD-Sendung „Mission: Sauberer Sport“ von 400 Fällen im Jahr 2006 die Rede war, bei denen Athleten zu Dopingtests nicht angetroffen worden waren. „Diese Zahl können wir hier streichen, sie stammt nicht aus unserem Hause“, wiederholte Nada-Geschäftsführer Roland Augustin. Bei den 201 nicht erfolgten Meldungen handelte es sich um sogenannte „Missed Tests“, laut Nada-Regularien also um einen Verstoß gegen die Meldepflicht durch Athleten. Augustin fügte hinzu, dass viele Athleten, die von den 201 nicht erfolgten Meldungen betroffen waren, im Jahr 2006 doch noch kontrolliert worden sind. „Insgesamt bleiben 40 Fälle übrig. Mit diesen Athleten werden wir am Freitag Gespräche führen“, räumte der Geschäftsführer ein. Offen blieb, ob in diesen 40 Fällen nicht längst hätten Sanktionen folgen müssen.

Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), erklärte, er sei sehr besorgt über die Zahlen. „Es ist unbedingt wichtig, die nicht erfolgten Kontrollen den Verbänden zu melden. Dies ist wichtig, um zu überprüfen, ob die Abwesenheit eines Athleten nun dessen Schuld ist oder andere Gründe hat“, stellte er klar. Es könne nicht sein, dass die Nada Mitte Januar über eine neue Politik in Sachen „Missed Test“ zum 1. Januar 2007 informiert, die mit den Verbänden gar nicht abgestimmt war. „Wir brauchen klare Regeln und eine bessere Abstimmung“, betonte er.

Augustin bestätigte, dass „die Nada ihre Regeln an einigen Stellen schärfen“ müsse. Zweifel, ob das praktizierte Kontrollsystem überhaupt zukunftsfähig ist, äußerte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). „Blutdoping wird überhaupt nicht erfasst, und auch ist die Kontrolldichte noch mangelhaft“, sagte Prokop. Aktivensprecherin Claudia Bokel plädierte für ein besseres System des Abmeldeverfahrens. „Das ist ganz wichtig für uns. Vielleicht könnte man dies auch über SMS per Handy erreichen“, schlug sie vor. Oft hätten Athleten keine Möglichkeit, sich über Internet abzumelden und seien dann eben nicht erreichbar. dpa

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