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Alter, was war das denn? Ibisevic (r.) und Stark scheinen nach der Niederlage erst einmal fassungslos.

© dpa

Schwächste Saisonleistung gegen Bremen: Hertha BSC stellt sich an wie beim Topfschlagen

Sechs Mal hatte Hertha BSC im Olympiastadion hintereinander gewonnen. Warum nur verloren die Berliner nun ausgerechnet gegen Werder?

Auch durch die Mitgliederschaft von Hertha BSC geht ein kleiner Riss. Die einen möchten im Stadion einfach kein Schnickschnack-Rahmenprogramm, sondern Fußball möglichst pur. Andere, gern mit Kindern im Schlepptau, wollen mehr ringsum geboten bekommen, wie auf der Mitgliederversammlung vor zwei Wochen zu hören war. Und so gab es am Samstag anlässlich des Heimspiels gegen Werder Bremen eine kleine Halbzeitanimation im Olympiastadion: Topfschlagen im Mittelkreis, mit Hertha-Fanschal vor den Augen.

Bis auf den Halbzeitgewinner dürfte kein Hertha-Fan daran Gefallen gefunden haben, weil es den Anschein hatte, als hätte auch die gastgebende Profimannschaft sich an diesem Spielchen beteiligt, das berühmte Männertopfschlagen über 90 Minuten. Es war vielleicht die schwächste Saisonleistung, die die Mannschaft von Trainer Pal Dardai den diesmal gut 50.000 Zuschauern im Olympiastadion bot. Der Tabellendritte, mithin die beste Heimmannschaft der Liga, verlor gegen das bis dahin drittschwächste Auswärtsteam und kam mit dem 0:1 noch richtig gut weg, wie es Dardai sagte.

Dass dem Gegentor durch den ehemaligen Nationalstürmer Max Kruse ein kapitaler Fehler des jungen Berliner Innenverteidigers Niklas Stark, 21, voranging, wischte Dardai anderntags beiseite. „Deshalb haben wir nicht verloren. Wichtig ist, dass er nicht noch einmal so einen Fehler macht“, sagte der 40 Jahre alte Ungar. Vielmehr hinterfragte er sich selbst: „Was habe ich falsch gemacht als Trainer, wenn sechs, sieben, acht Spieler eine schlechte Tagesform anbieten?“

Hatte er ihre Köpfe nicht erreicht? Diese erste Heimniederlage nach sechs Heimsiegen in Folge schmerzte. Gar nicht so sehr, weil die Chance bestanden hatte, an den RB Leipzig auf Schlagdistanz heranzurobben vor dem direkten Duell am kommenden Samstag. Sondern weil Hertha als Dritter den Abstand auf die nachrückende Konkurrenz hätte ausbauen können, denn Hoffenheim, Frankfurt, Dortmund und Köln hatten zuvor unentschieden gespielt. Aber vielleicht war es gerade diese schöne Aussicht im Abendspiel, die den Berlinern auf die Füße fiel. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Hertha das Momentum verspielt und nicht zugepackt hätte.

Dardai: "Das war nicht Hertha BSC"

Enttäuscht, entnervt und wortkarg trotteten Herthas Spieler nach dem Abpfiff in die Umkleide, einzig Per Skjelbred mochte einen Kommentar abgeben: „Wir haben nicht das gezeigt, was wir vorgehabt haben, Bremen war gut – und wir nicht bei 100 Prozent.“ Etwas deutlicher wurde Pal Dardai. Seine Mannschaft habe weder eine gute Passschärfe gehabt, noch mit Mut gespielt. Enttäuscht war er vom Spiel gegen als auch mit dem Ball. „Das war nicht Hertha BSC, das war eine komplett andere Mannschaft“, sagte der Trainer. Am Sonntag suchte er mit seinen Spielern eine erste, offene Aussprache. „Wir haben so oft gewonnen zuhause, ich spürte, dass irgendwann eine Klatsche kommt.“

Insofern war er gar nicht so böse, dass dieser Fall nun eingetreten ist. Vielmehr störte ihn das Zustandekommen der Niederlage. „Wenn man verliert, dann nicht so“, sagte Dardai. „Nach dem Spiel kannst du eine Niederlage akzeptieren, aber nicht schon während des Spiels.“

Dass Sebastian Langkamp frühzeitig ausgewechselt werden musste und damit die komplette Innenverteidigung ausfiel (John Anthony Brooks ist angeschlagen und nicht einsatzbereit), sei zwar schwierig gewesen, aber keine Erklärung für die schwache Leistung. „Ich suche keine Ausrede, aber langsam wird es hinten eng.“ Für die kommende Trainingswoche werde er zwei Nachwuchsspieler zu den Profis hochziehen. „Wir wollen so arbeiten, dass wir noch drei, vier, vielleicht sechs Punkte holen“, sagte Dardai vor den beiden ausstehenden Spielen in diesem Jahr. Am Samstag geht es zum Tabellenzweiten nach Leipzig, drei Tage später kommt dann Darmstadt ins Olympiastadion.

Dem verpassten Vereinsrekord, den ein siebter Heimsieg in Folge bedeutet hätte, wolle Dardai nicht mehr nachtrauern. Das habe er am Tag danach auch seinen selbstkritischen Spielern gesagt. Es gehe darum, die Sinne zu schärfen und die Kräfte noch einmal zu mobilisieren, um möglichst viele Punkte ins neue Jahr zu nehmen. „Es wäre vermessen zu erwarten, dass wir als Hertha 17 Heimspiele gewinnen. Das schafft nicht mal der FC Bayern“, sagte Manager Michael Preetz. Wichtig sei, dass man nun zurückkomme.

Topfschlagen dürfte dabei nicht unbedingt hilfreich sein.

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