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Sport: Schweigend Richtung Abgrund

Dortmund verliert zu Hause 1:2 gegen Wolfsburg, und die Fans sind schon nach dem 1:1 fassungslos

Dortmund – Innerhalb einer Sekunde verstummten 71 000 Menschen. Innerhalb von Sekunden herrschte Grabesstille im Dortmunder Westfalenstadion. Und nichts dokumentierte deutlicher die geringen Ansprüche der Fans von Borussia Dortmund als diese Reaktion. Denn Thomas Brdaric hatte gerade für seinen neuen Arbeitgeber VfL Wolfsburg getroffen. Es war der 1:1-Ausgleich, es war ein schmeichelhaftes Tor für die Gäste. Und dann: Stille. Als ob gegen eine Mannschaft wie Wolfsburg damit nichts mehr drin sein würde. Und, noch schlimmer für die Fans: Sie behielten auch noch Recht. Am Ende unterlag Borussia Dortmund den Gästen 1:2 (1:1).

Dabei hatte der BVB zumindest bis zum 1:1 durchaus ansehnlich gespielt und war durch einen wunderbaren Weitschuss des Brasilianers Ewerthon nach einer halben Stunde verdient in Führung gegangen. Doch nach dem 1:1 vergaben die Dortmunder eine Vielzahl von Chancen. Die Wolfsburger dagegen präsentierten sich nervenstark. Brdaric verwertete in der 64. Minute auch seine zweite Chance und wurde so zum Matchwinner. „Mit ihm hatten wir den Mann, der in den entscheidenden Momenten das Richtige getan hat“, lobte Wolfsburgs Trainer Erik Gerets. Zudem betrieb der Nationalspieler vor den Augen des neuen DFB-Teammanagers Oliver Bierhoff beste Eigenwerbung: „Es ist schön, dass er heute im Stadion war und ich mich positiv präsentieren konnte“, sagte Brdaric.

Borussia Dortmund aber bietet schon nach dem ersten Spieltag eine große Angriffsfläche. Denn vor kurzem ist das Team ja auch noch blamabel aus dem UI-Cup ausgeschieden. „Ich war selten so enttäuscht wie heute“, sagte der neue Dortmunder Trainer Bert van Marwijk, der Matthias Sammer abgelöst hat. Der Holländer wirkte regelrecht erschüttert: „Es ist unglaublich, dass wir uns zehn Chancen erarbeiten und nicht drei bis vier Tore schießen.“

In Wirklichkeit waren es sogar 15 Tormöglichkeiten. Kein Wunder, dass Marwijk schon nach dem 1:1 an der Seitenlinie außer sich war über die Fehler seiner Mannschaft. Denn Brdarics Treffer war ja nur der Preis dafür, dass Dortmund es verpasste, eine klare Führung herauszuschießen.

Der Dortmunder Abwehrspieler Sebastian Kehl sprach von einem „völlig unverdienten Sieg der Wolfsburger“. Ein Statement, das die Ratlosigkeit im Lager des BVB dokumentierte. Schließlich hat am Ende immer der Gewinner Recht. „Ob verdient oder nicht ist total unwichtig“, konterte Gerets, „entscheidend ist, dass wir die drei Punkte mitnehmen.“ Dagegen konnte auch Kehl nichts sagen.

Wie angespannt die Atmosphäre in Dortmund schon jetzt ist, offenbarte Kehl, als er nach dem Abpfiff wütend und frustriert aus der Fankurve zurückkehrte und dabei immer noch seinen gelben Arbeitsdress trug. Denn die Fans hatten kein Interesse an dem Trikot des Nationalspielers. Sie hatten die Zeit, in der Kehl bei ihnen stand, ganz anders genützt. Was dort abging, schilderte der Profi überaus wütend: „Mein Trikot wollte keiner. Man wollte mich beschimpfen.“

Das haben die Fans offenbar ausreichend getan.

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