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Sport: Schweiß und Sehnen

Früher, da gab es noch die Unterscheidung zwischen Training und Spiel. Heute aber reden Trainer und Spieler am liebsten von der „Arbeit“.

Früher, da gab es noch die Unterscheidung zwischen Training und Spiel. Heute aber reden Trainer und Spieler am liebsten von der „Arbeit“. Nach einem guten Spiel haben in Deutschland alle gut und viel gearbeitet, nach einer Niederlage meist zu wenig, und vor einem schweren Spiel wartet naturgemäß Schwerstarbeit. Klar, das Training eines Fußballprofis ist bei aller täglichen Selbstüberwindung und Höchstleistungsschinderei kein Übungsspielchen und jedes Match im heutigen Tempo auch eine Irrsinnsanstrengung. Trotzdem klingt das Arbeits- und Arbeiterethos bei den hoch bezahlten Klubangestellten immer auch ein bisschen nach Kompensation: als sei der Millionär auf dem Platz auch der letzte Prolet. Dabei rufen die Fans allenfalls „kämpfen!“. Aber nie: „Arbeiten!“ Das tun offenbar nur die Trainer. Vor allem der Magath bei den reichen Bayern in seinem dunklen Anzug mit Schlips macht immer so eine Malochermiene, als gäb’s überhaupt keine Spielfreude mehr.

Und nun kommt auch noch der Doll vom HSV. Die Hamburger hat’s den Herbst über so gebeutelt. Da hätte man den Kickern mit den Tunnelblicken mal eine Nachweihnachtspause zum Selbstwiederfinden gegönnt. Aber schon ruft Doll, der Kaderschmied, zum Dienst. Urlaub gestrichen, nix Neuanfang nach Neujahr. Sondern prosit Extraschicht! Thomas Mann meinte, die Schreibkunst bestehe aus fünf Prozent Inspiration und 95 Prozent Transpiration. Für den Fußball ein toller, zu doller Vergleich? Ach Mann, nicht jeder schwitzt Spielkunst aus.

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