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Sport: Schwierige Bodenhaftung

Angola hat mit deutschen Hallen einige Probleme, den Ehrgeiz des Teams dämpft das nicht

Kiel - Einer fällt besonders auf. Die Luft in der Kieler Ostseehalle ist stickig, 10 000 Menschen schunkeln und singen sich warm beim Auftakt der Gruppe E der Handball-Weltmeisterschaft. Eine große Party wird hier gefeiert, und viel Alkohol fließt, eigentlich ist den meisten Menschen schon mit einem T-Shirt zu warm. Doch der Mann aus Afrika, der die angolanischen Handballer durchs winterliche Deutschland begleitet, trägt eine Wollmütze, einen dicker Pullover und eine Jacke und darüber noch ein kanariengelbes Leibchen, das ihn als TV-Journalisten ausweist. Er schwitzt nicht, trotz der schweren Kamera, die er mit sich trägt. Er sorgt nur vor. Er will nicht frieren und mit einer Erkältung heimkehren.

Erste Erfolge aus dem kalten Deutschland konnte er schon vor dem ersten Wurf in die Heimat melden. Als er beim Landesfunkhaus anklopfte und fragte, ob er denn ein paar Bilder ins südwestliche Afrika funken könne, haben die Leute vom NDR ihm gerne geholfen. Die ersten sportlichen Erfahrungen der Männer aus Luanda waren indes weniger erfreulich: 13:41 verloren sie ihr Auftaktgruppenspiel gegen Norwegen.

Nach dieser Abreibung schlichen die Spieler gesenkten Hauptes vom Feld. Co-Trainer José Nascimento war’s ein wenig peinlich. „Wir sind sehr unglücklich über diese Leistungen, wir können das besser, und wir hoffen auf die zweite Turnierphase, in der wir auf Mannschaften unseres Niveaus treffen.“ Er meinte den Presidents-Cup, die Runde in Lemgo und Halle, in der ab Mittwoch die Plätze 13 bis 24 ausgespielt werden. Und immerhin: Den Dänen unterlag Angola nur 20:39.

Wie eine Reise in ein Handball-Schlaraffenland muss den Angolanern dieser Ausflug in die modernsten Hallen Mitteleuropas vorkommen. Stehen den Freizeithandballern, die sich aus gerade einmal fünf Mannschaften aus Luanda rekrutieren, zu Hause doch nur zwei Hallen und acht Freiplätze zur Verfügung. „Bei uns federn die Böden nicht“, sagt Gilberto Manguiera, der Attaché der Angolaner. „Daran mussten wir uns erst gewöhnen“. Die Böden der beiden Hallen und der acht weiteren Plätze unter freiem Himmel, die es in Angola gibt, sind aus Stein. Aber: „Bei Afrika-Meisterschaften haben wir schon vor 15 000 Zuschauern gespielt.“

Dass in Angola vergleichsweise guter Handball gespielt wird, hat mit der DDR zu tun. Denn die leistete früher sportliche Entwicklungshilfe, indem sie Trainer in der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig ausbildete. „Der Bürgerkrieg in Angola hat die freundschaftlichen Beziehungen zerstört, aber jetzt sind wir bemüht, diese Verbindung wiederherzustellen“, sagt Co-Trainer Nascimento.

Attache Manguiera hat den Angolanern sogar einen Sponsoren besorgt. Als er im Juli, nach der Auslosung zur WM, über die Gruppengegner Dänemark und Norwegen sinnierte, fiel ihm ein dänischer Sportartikl-Hersteller ein. Und nun laufen die Angolaner mit den Trikots dieser Firma durch Deutschlands Hallen – inklusive des Logos eines dänischen Bierbrauers.

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