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Sport: Sehnsucht nach den Regenreifen Formel-1-Regeln sollen schon wieder geändert werden

Eigentlich sollte ja kurz nach dem Großen Preis von Brasilien darüber entschieden werden, ob die neuen Regeln in der Formel 1 noch einmal geändert werden. Dann hätte schon der Große Preis von San Marino in Imola am 20.

Eigentlich sollte ja kurz nach dem Großen Preis von Brasilien darüber entschieden werden, ob die neuen Regeln in der Formel 1 noch einmal geändert werden. Dann hätte schon der Große Preis von San Marino in Imola am 20. April nach modifiziertem Reglement gefahren werden können. Doch nach dem Grand Prix in São Paulo (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet), tut sich erst einmal gar nichts. Das Treffen mit dem Präsidenten des Welt-Motorsportverbands Fia, Max Mosley, wurde auf den Donnerstag vor Imola verschoben. Die Teamchefs haben vorher keine Zeit. „So kurz nach drei Übersee-Rennen hat jeder unheimlich viel zu tun - und es hat keinen Zweck, wieder auf die Schnelle irgendetwas zu ändern", sagte McLaren-Chef Ron Dennis. Nur die Technischen Direktoren der Teams werden sich wie geplant treffen, um schon einmal Vorschläge zu erarbeiten.

Die Fahrer haben seit Brasilien einen sehr konkreten Vorschlag. Die Regelung, dass sich die Teams auf einen Regenreifen festlegen müssen, sollte man möglichst schnell abschaffen. Im Freien Training hatten die Fahrer bei starkem Regen wegen ihrer Reifen große Probleme, anschließend initiierte die Fahrer-Organisation eine Unterschriften-Aktion und tauchte bei Renndirektor Charlie Whiting auf. Denn nach dem neuen Regelwerk können die Fahrer nicht mehr auf extreme Witterungsbedingungen reagieren, indem sie schlicht die Reifen wechseln. Vor dieser Saison hatten die Teams die Wahl zwischen zwei Reifentypen: Reifen für leichten Regen und abtrocknende Piste sowie den klassischen Regenreifen mit tiefem Profil. „Es gibt keine richtigen Regenreifen mehr“, sagte Sauber-Pilot Nick Heidfeld. Die Folge: Auf einem Kurs wie in Sao Paulo schlichen die Fahrer im strömenden Regen teilweise mit 60 Kilometern pro Stunde durch die Kurven. Hätten sie stärker Gas gegeben, wäre das Auto zu unruhig geworden.

Aber auch über andere Punkte gibt es heftige Diskussionen. Das neue Qualifying oder das Tankverbot zum Beispiel. Vor allem Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erzählt ja jedem, wie unzufrieden er damit sei, dass beim Qualifying jeder Fahrer einzeln über die Strecke fährt. „Das ist doch stinklangweilig. Da findet keine Action statt, das müssen wir schleunigst wieder ändern.“ Sein Vorschlag: Zweimal 30 Minuten Qualifying am Freitag und am Samstag mit je zwei Runden pro Fahrer. Aus beiden Rundenzeiten werde dann eine Durchschnittszeit errechnet. Formel-1-Insider glauben: „Bernie ist vor allem deshalb so gegen das Einzelzeitfahren, weil das Ganze nicht seine eigene Idee war.“

Ron Dennis jedenfalls ist verärgert: „Bernie ist wie ein Zirkusdirektor, der seinen eigenen Zirkus schlecht redet. Egal, wie die Show wirklich ist, er müsste sie immer als absolut toll verkaufen. Alles andere ist doch geschäftssschädigend.“ Ex-Formel-1-Pilot und Premiere-Kommentator Marc Surer hält das Einzelzeitfahren für gelungen: „Die Fernsehzuschauer finden es absolut spannend. Außerdem hilft es den kleinen Teams. Die kommen so öfter ins Bild, und das ist für ihre Sponsoren sehr wichtig.“

Die Fahrer vermissen allerdings teilweise die Faszination, in mehreren Runden ans Limit gehen zu können. Noch unzufriedener sind sie allerdings über das Verbot, nachzutanken und die Autos nach dem Qualifying verändern zu dürfen. „Dadurch treibt man jetzt das Auto im Qualifying nicht mehr ans absolute Limit, man muss es ja fürs Rennen schonen“, sagen fast alle Fahrer. Interessant klingt der Vorschlag von Mercedes-Sportchef Norbert Haug: „40 Minuten Zeittraining für alle mit jeweils drei Reifensätzen, danach ein Einzelzeitfahren für die Top Ten der Fahrer. Dann hat man erst Action auf der Strecke mit vielen Autos und dann die Spannung des Einzelzeitfahrens. So läuft es doch auch bei der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft.“ Schon. Aber genau das ist offenbar das Problem. Haug resigniert: „Die Formel 1 tut sich generell etwas schwer damit, Dinge, die aus dem Tourenwagensport kommen, auch nur ernsthaft in Betracht zu ziehen."

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