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Sport: Seit 1981 ist Gunther Behnke auf der Jagd nach Körben - und ist damit der diensälteste Spieler der Bundesliga

Das wievielte Bundesligaspiel in seiner Karriere es sein wird, das weiß er nicht so genau. Über 500 hat er sicherlich schon auf dem Buckel.

Das wievielte Bundesligaspiel in seiner Karriere es sein wird, das weiß er nicht so genau. Über 500 hat er sicherlich schon auf dem Buckel. Doch wenn er am Sonnabend um 19.30 Uhr mit den Telekom Baskets Bonn in der Hardtberghalle gegen Herzogtel Trier antritt, da ist sich Gunther Behnke sicher, wird er vorher - wie immer - etwas nervös sein. Sicherlich nicht so aufgeregt wie damals, als er 1981 als 18-Jähriger für Bayer Leverkusen zum ersten Mal in der Bundesliga zum Einsatz kam. Aber eben doch ein bisschen nervös.

"Wäre das nicht so, wüsste ich, dass ich nicht mehr voll bei der Sache bin", sagt Behnke, der Marathon-Mann der Basketball-Bundesliga. Für den 36-Jährigen beginnt jetzt die 19. Saison in der ersten Liga. Kein Spieler ist so lange dabei wie er. Noch immer kribbelt es beim Warmmachen und beim Einwerfen. "Wenn das alles Routine wäre, hätte ich keinen Spaß mehr", meint der Center, der im vierten Jahr in Bonn ist. Jedes Spiel sei unterschiedlich. "Du weißt nie, was passiert. Wie wird deine Rolle sein? Machst du vielleicht den entscheidenden Korb?" Was Sepp Herberger einmal über die Faszination des Fußballs gesagt hat, gilt auch für das Spiel auf die Körbe: "Keiner weiß, wies ausgeht."

Gunther Behnke hat viel erlebt in seiner Karriere. Jeweils viermal Deutscher Meister und DBB-Pokalsieger wurde er mit Bayer, wo er fast zwölf Jahre lang spielte. Europameister 1993 mit dem deutschen Team, Korac-Cup-Sieger mit Alba Berlin, wo er zwischen 1994 und 1996 unter Vertrag stand. Höhepunkte im Sportlerleben des 2,21 Meter langen Centers, der vielleicht vor fast zehn Jahren schon aufgehört hätte, wenn er bei einem Bundestrainer namens Svetislav Pesic nicht die Anerkennung gefunden hätte, die ihm sein Leverkusener Vereinstrainer Dirk Bauermann damals versagte.

Leverkusen - hier begann seine Bundesliga-Karriere in der Spielzeit 1981/82. Vom Pulheimer SC war er zu Bayer gewechselt. Man könne die Zeiten gar nicht mehr vergleichen, sagt Behnke. Nicht nur auf dem Feld, wo vor 18 Jahren weniger athletisch und weniger hart gespielt wurde, wo sich alles viel mehr unter den Körben abspielte, weil es noch nicht die Drei-Punkte-Regel gab. Gefragt waren zu jener Zeit Allroundspieler. "Heute hat jede Mannschaft zwei Topscorer und ansonsten nur noch Rollenspieler." Und Defensivarbeit stand nicht so oft auf dem Trainingsplan wie jetzt. Da gingen Spiele schon mal 121:118 aus. "Rauf und runter, möglichst viele Punkte", so lautete das Motto, erinnert sich Behnke.

Auch das Umfeld war bei weitem nicht so professionell wie heute. Für kaum jemanden war damals Basketball ein Fulltime-Job. Ein Nachwuchsspieler wie er bekam eine Aufwandsentschädigung von 600 Mark, "und ich fuhr mit dem Mofa zum Training". Nach seinem Abitur wurde er bei Bayer zum Informationselektriker ausgebildet. "Acht Stunden täglich, in der Mittagspause bin ich rüber in die Halle - zum Wurftraining." Erst 1985, Gunther Behnke war da schon Nationalspieler, wurde in Deutschland "richtig an der Preisspirale gedreht", als man in Osnabrück ein Topteam zusammenkaufen wollte. "Bei der EM 1985 ließ der Osnabrücker Manager jeden Nationalspieler einzeln auf sein Zimmer kommen und machte ihm ein Angebot." Behnke blieb in Leverkusen.

"Wenn ich noch einmal jung wäre, würde ich mich auch fragen, warum ich überhaupt Basketball spiele", sagt Gunther Behnke mit Blick auf die Situation mancher junger Spieler in den Bundesligavereinen. "Viele Klubs holen sich lieber Ausländer, da hast du als Junger fast keine Chance. Bloß, wo sollen die auch die Erfahrung herbekommen, wenn sie kaum spielen?" Wie lange spielt Gunther Behnke noch, der in der letzten Saison zeigte, wie gut er noch mithalten kann? Der dreifache Familienvater will langsam aussteigen. "Ich trainiere weniger, spiele weniger - und verdiene weniger", so der Plan für die Zukunft. Nebenher schnuppert er bei der Telekom in diverse Abteilungen hinein. Später will er dort in seinen erlernten Beruf zurück, "weil mir das einfach Spaß macht". Doch eines sei klar: "Wenn die Leute aus Mitleid klatschen, höre ich gleich auf."

Sebastian Arlt

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