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Belastet im Achtelfinale. Angelique Kerber trat mit einer Rückenverletzung an und konnte dieses Handicap gegen die Russin Jekaterina Makarowa nicht wettmachen. Foto: AFP

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Sport: Seitenverkehrt nach Hause

Die angeschlagene Angelique Kerber scheidet bei den Australian Open aus – auch Julia Görges scheitert.

Mit einem mulmigen Gefühl hatte Angelique Kerber am Sonntagmorgen die Rod-Laver-Arena betreten, und dieses Unbehagen lag nicht daran, dass die gebürtige Bremerin vor ihrem ersten Achtelfinalmatch bei den Australian Open besonders aufgeregt gewesen wäre. Doch unter ihrem gelben Kleid war ihr unterer Rückenbereich dick eingetaped, er schmerzte. Seit ein paar Tagen spürte Kerber, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie ließ sich behandeln, aber es wurde nicht besser. Was genau sie plagte, wusste Kerber nicht. Aber es sollte ausreichen, um gegen Jekaterina Makarowa mit 5:7 und 4:6 zu verlieren.

„Ich will das nicht als Entschuldigung vorschieben“, sagte Kerber enttäuscht, „sie hat sehr gut gespielt, und ich habe meine Chancen nicht genutzt, die ich trotzdem hatte.“ Doch es war nicht zu übersehen, dass sie nicht frei aufspielen konnte gegen die russische Nummer 19 der Welt. Gehemmt agierte Kerber im ersten Satz, das Selbstvertrauen, das sich die 25-Jährige als Weltranglisten-Fünfte erarbeitet hatte, war der Angst gewichen, die Verletzung irgendwie noch schlimmer zu machen. Dennoch kämpfte Kerber, die schnell 2:5 zurücklag. Und Makarowa zeigte sich mildtätig und ließ sie durch fünf Doppelfehler und schwache Aufschlagquoten zurück in die Partie kommen. Kerber glich zum 5:5 aus, gab danach jedoch sofort ihr Service und auch den Satz ab.

„Ich bin einfach viel zu spät in die Partie reingekommen“, ärgerte sich Kerber. „Ich habe alles gegeben, aber sie hat es mir sehr schwer gemacht.“ Vor allem, weil Makarowa wie sie selber Linkshänderin ist. Und die treffen auf der Tour nicht oft aufeinander. Beiden behagte das für sie seitenverkehrte Spiel der Gegnerin nicht. Aber dann schien es, als könne Kerber sich doch freispielen. Im vierten Spiel des zweiten Satzes schnupperte sie lange am Break, eine 3:1-Führung hätte ihr wohl neue Luft verschafft. Doch es gelang ihr nicht, und danach war die Spannung bei Kerber endgültig raus. Sie musste sich immer wieder behandeln lassen. Auch zwei Schmerztabletten brachten keine Linderung, „beim Aufschlag wurden die Schmerzen schlimmer und schlimmer“, sagte Kerber. Nach eineinhalb Stunden war das Abenteuer Melbourne beendet. Kurz darauf verabschiedete sich auch Julia Görges.

Die 18. der Weltrangliste unterlag der chinesischen Weltranglisten-Sechsten Li Na mit 6:7 und 1:6. Görges hatte ein schweres Los erwischt, doch ihr starker Auftritt gegen Li Na untermauerte eindrucksvoll, dass sie in ihrer Entwicklung einen enormen Schritt nach vorne gemacht hat. Spielerisch war sie mit der French-Open-Siegerin von 2011 auf Augenhöhe, sie hatte im Tiebreak sogar einen Satzball. Den vergab Görges jedoch auf so kuriose Weise – fast wie ein Fußballer, der den Ball am leeren Tor vorbeischießt –, so dass ihr die verpasste Chance noch viel zu lange nachhing.

„Ich habe es versucht, aber es war schwer, das aus dem Kopf zu kriegen“, sagte Görges. Li Na preschte schnell mit 3:0 nach vorne, aber der zweite Satz war umkämpfter, als es das Ergebnis aussagt. Görges rehabilitierte sich ein Jahr nach ihrem peinlichen Auftritt an derselben Stelle mit einer glänzenden Vorstellung, die Hoffnung auf mehr macht. „Ich fühle mich meinem ersten Grand-Slam-Viertelfinale viel näher als noch vor einem Jahr“, sagte Görges, „und ich habe heute alles auf dem Platz gelassen.“

Bundestrainerin Barbara Rittner war einerseits stolz, wie sich ihre Frauen präsentiert hatten, sagte, „sie können erhobenen Hauptes heimfliegen“. Dennoch gab es hängende Köpfe. In eineinhalb Wochen kämpfen die deutschen Frauen im Fed Cup gegen Frankreich um den Wiederaufstieg in die Weltgruppe, doch „mir bricht gerade mein Team weg“, klagte Rittner. Nur Görges ist fit, Sabine Lisicki auf Formsuche, Kerber fraglich, Anna-Lena Grönefeld mit einem Bänderriss angeschlagen, und Mona Barthel gab Rittner einen Korb. „Ich nehme ihre Absage zur Kenntnis“, sagte sie, „aber ich bin froh, dass die anderen Mädels anders ticken.“

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