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© epa ansa

Serie A: Rom regiert

Der Hauptstadtklub verdrängt Inter Mailand von der Tabellenspitze der italienischen Serie A und träumt jetzt vom ersten Meistertitel seit 2001.

Rosella Sensi standen die Tränen in den Augen. „Ich habe beim Schlusspfiff sofort an meinen Vater denken müssen“, gestand die Präsidentin des AS Rom, der gerade durch einen 2:1-Heimsieg gegen Atalanta Bergamo die Tabellenführung in der italienischen Fußballliga Serie A erobert hatte. Das Rennen um die Meisterschaft ist wieder offen, Inter Mailand, der große Favorit, fiel durch ein 2:2 beim AC Florenz auf den zweiten Platz zurück – und Rosella Sensi musste gegen ihre Emotionen ankämpfen. Unter Franco Sensi, ihrem vor zwei Jahren verstorbenen Vater, hatte der AS Rom den bisher letzten seiner drei Meistertitel geholt. Der Scudetto 2001 war jedoch mit so viel geborgtem Geld erkauft, dass danach der Totalbankrott drohte. Mit bemerkenswertem Sparkurs rettete die smarte Rosella Sensi den Verein. Fünf Spieltage vor Schluss dieser Saison hat sie sich mit dem Sprung auf Platz eins endgültig aus dem Schatten ihres Vaters heraus begeben.

„Das Schönste kommt erst noch“, sagte Roms Trainer Claudio Ranieri. „Die Mannschaft ist in Form und wir geben Gas bis zum Ende. Jetzt haben wir alles selbst in der Hand.“ Für sein Team ist es ein ganz neues Gefühl, auf das restliche Klassement herabsehen zu können. Im September 2007 standen die Römer zuletzt an der Tabellenspitze, noch im Januar lagen sie 13 Punkte hinter Inter, jetzt sind sie dem Konkurrenten einen voraus. „Es ist ganz schön kalt hier oben“, witzelte der Kapitän Francesco Totti.

Dem früheren Nationalspieler gelang es sogar, die einzige potenzielle Quelle der Missstimmung zum Versiegen zu bringen. Zur Verblüffung aller verweigerte er zehn Minuten vor Schluss seine bereits angezeigte Auswechslung. Er sagte dem versteinert wirkenden Ranieri ein paar Worte, gestikulierte – und der Franzose Jérémy Menez begab sich unter die Dusche. „Menez hatte bereits eine Gelbe Karte. Wir liefen Gefahr, das Spiel zu zehnt zu beenden“, erklärte Totti sein Verhalten. Ranieri bestätigte großzügig diese Schilderung. Er durfte sich dafür mit Trainerikone Nils Liedholm vergleichen lassen. Auch der Schwede, römischer Meistertrainer des Jahres 1983, habe auf große Spieler gehört, schmeichelte ein Reporter.

„Jetzt herrscht Rom“, schrieb die Zeitung „Il Messagero“. Der bisherige Tabellenführer Inter Mailand nahm den Führungswechsel eher grimmig auf. Trainer José Mourinho haderte mit dem Linienrichter Stefano Ayroldi, der nach dem Schlusspfiff in Florenz gejubelt haben soll. Inters Technischer Direktor Marco Branca versuchte, die Situation zu entschärfen: Man müsse erst wissen, warum er gejubelt habe, für Florenz, für Rom, gegen Inter oder einfach nur für sich selbst.

Nicht so einfach zu beschönigen sind die dramatisch schlechten Ergebnisse der Rückrunde. Im Europapokal hat es Inter zwar immerhin bis ins Halbfinale geschafft, in der heimischen Liga aber holte die Mannschaft aus den vergangenen elf Spielen ganze 15 Punkte. Das ist exakt die Bilanz des Tabellenvorletzten Siena. „Es kann schon sein, dass uns die Champions League ablenkt“, sagte Branca.

Für Inter und für Mourinho bricht nun eine neue Ära an. Die letzten Meisterschaften hatte der Klub immer von vorn gewonnen. Auch der Portugiese hatte seine Titel mit Porto und Chelsea nach souveräner Tabellenführung erobert. Die Jagd aus der zweiten Reihe ist bislang nicht seine Stärke. Zudem spricht das schwerere Programm gegen Inter. Am nächsten Spieltag kommt es zum Duell mit Juventus Turin, in der Woche darauf geht es für die Mailänder gegen Lazio Rom. Genau diesen Gegner hat der AS Rom am nächsten Wochenende vor der Brust. „Ab jetzt wird jede Partie ein Endspiel“, sagte Francesco Totti.

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