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Cohen Myers und die Eisbärinnen haben die Play-offs fest im Blick.

© IMAGO/Nordphoto

Showdown um die Play-off-Quali: Eisbärinnen sind entschlossen vor den Entscheidungsspielen

Für die Eisbärinnen geht es gegen ESC Planegg-Würmtal um die Play-offs. Die beiden Torhüterinnen Carmen Lasis und Cohen Myers können es kaum erwarten.

Von Daniel Goldstein

Die Ausgangslage ist klar, wie die, hierzulande inzwischen eher selten verzehrte, aber manchmal noch erwähnte, Kloßbrühe. Aus den beiden letzten Hauptrundenspielen in dieser Saison brauchen die Eisbärinnen zwei glatte Siege gegen den ESC Planegg-Würmtal, um Rang vier und damit die Play-off-Halbfinals der Deutschen Frauen-Eishockey Liga (DFEL) zu erreichen. So weit, so schwer. Den beiden kanadischen Torhüterinnen der Hohenschönhausener Eishockeyspielerinnen, Carmen Lasis und Cohen Myers, ist dies selbstverständlich mehr als bewusst. Und genau deshalb können sie die beiden Partien im Wellblechpalast (Sonnabend, 19 Uhr/Sonntag, 13 Uhr) kaum erwarten.

„Ja, ich freue mich sehr drauf“, sagt Lasis mit leuchtenden Augen. „Weil ich angeschlagen war, dachte ich schon vor zwei Wochen an die kommenden Spiele. Seitdem hoffe ich, in diesen wichtigen Matches wieder spielen zu können.“ Myers erwähnt noch einen anderen Aspekt, hat aber das Ziel ebenfalls klar vor Augen: „Es ging mir schon durch den Kopf, dass es das letzte Spielwochenende sein könnte, aber wenn wir zwei Siege holen, erreichen wir die Play-offs. Deshalb bereiten wir uns gut darauf vor, um dann wirklich die sechs Punkte zu holen.“

Wobei die Vorbereitung, ergänzt wiederum Lasis, gar nicht so anders aussieht, als auf andere Ligapartien: „Wie in jedem Spiel konzentrieren wir uns auch diesmal nicht darauf, was sein könnte, sondern auf das, was ist. Nur auf den nächsten Schuss, nur auf den Puck. So gehen wir jedes Spiel an.“

Zwei Kanadierinnen in Berlin

Beide Keeperinnen sind 24 Jahre jung und stammen aus der kanadischen Provinz Ontario. Im Sommer 2022 kamen sie nach Berlin, weil bei den Eisbärinnen die Nachwuchsentwicklung auf der Position im Tor etwas Sorgen bereitete. In der laufenden Saison teilten sie sich meistens die Spiele. Wenn am Samstag Lasis im Tor startete, spielte Myers am Sonntag und umgekehrt. Statistisch gesehen hat Lasis leicht die Nase vorn. Sie parierte prozentual gesehen mehr Schüsse, holte aber genau so viele Punkte, wenn sie im Tor stand. Myers wiederum spielte etwas öfter und hütete auch beim Bronzemedaillengewinn im Pokal den Kasten der Eisbärinnen. Aber genug der Gemeinsamkeiten.

Carmen Lasis kam aus Salzburg nach Berlin. Dort hatte die Frau mit den lettischen Vorfahren schon zwei Spielzeiten für die DEC Eagles in der European Women’s Hockey League (EWHL) gegen Teams aus Ungarn, Polen, der Slowakei, Kasachstan, Italien und Österreich gespielt. Dort sei das Level zwischen den richtig guten Vereinen aus Budapest beispielsweise und den eher schwächeren sehr unterschiedlich. Die DFEL schätzt sie als „wesentlich ausgeglichener“ ein und merkt auch, dass „vor allem die jüngeren Berliner Spielerinnen” wesentlich mehr Zug in Training und Spiele bringen.

„Wie in jedem Spiel konzentrieren wir uns nur auf den nächsten Schuss, nur auf den Puck. So gehen wir jedes Spiel an.“

Carmen Lasis, Torhüterin der Berliner Eisbärinnen

Und obwohl sie mitten im Zentrum der kanadischen Metropole Toronto aufwuchs, liebt sie an Berlin eher die Möglichkeit, raus aus der Stadt zu fahren. „Ich fühle mich im Grünen wohler als zwischen den Häuserschluchten“, erzählt sie. Mit ihrem Hund fährt sie zum Beispiel öfter Richtung Rummelsburg, wo sie auch schon den einen oder anderen Eisbären-Fan getroffen hat. Tagsüber allerdings arbeitet die Hundemama als Lehrerin bei Oskar lernt Englisch. „Es macht mir Spaß! Wir fahren von Schule zu Schule und bieten interessierten Kindern an, sich auf vielfältige Art und Weise mit der englischen Sprache zu beschäftigen.”

Cohen Myers hingegen schloss erst ihr Soziologie-Studium und ihre Universitäts-Eishockeylaufbahn ab, ehe sie den Sprung nach Europa wagte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann einmal in Europa Eishockey spielen werde“, erzählt sie und bezeichnet diesen Fakt als „Höhepunkt“ ihrer Karriere. Für sie ist der Aufenthalt hier eher sowas wie ihr Reisejahr nach dem Studium. „Ich finde Berlin toll. Die Geschichte in Europa, das ist was ganz anderes als in Kanada. Und am besten ist, dass alles so nah ist.“ Damit meint Myers vor allem andere europäische Länder. Sie bereiste bereits halb Europa. Nach der Saison steht die andere Hälfte auf ihrer Liste. Aber dafür ist noch etwas Zeit. Zuerst geht’s um die Play-off-Quali.

Chancen dafür sind auf jeden Fall da, auch wenn bei den Hauptstädterinnen Nationalspielerin Annabella Sterzik definitiv verletzt ausfällt und die Planegg Penguins wahrscheinlich alles mobilisieren werden, was Rang und Namen hat. „Die beiden Auswärtsspiele haben wir zwar verloren”, sagt Myers über das 1:2 nach Verlängerung und das 2:3 bei den Pinguinen zu Saisonbeginn, „aber sie waren sehr eng und hätten auch in die andere Richtung ausgehen können.” Lasis und Myers werden an diesem Wochenende viele Pucks stoppen. Wenn sie mehr stoppen als ihr jeweiliges Gegenüber, könnten sie die Saison nicht nur um eine Woche verlängern.

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