zum Hauptinhalt

Sport: Sieg nach Wunsch

Radprofi Andreas Klöden holt Meistertitel

Freiburg - Andreas Klöden wird bei der Tour de France das weiße deutsche Meistertrikot mit den schwarz-rot-goldenen Brustringen tragen. Nach einer ausgeklügelten Taktik des dominierenden T-Mobile-Teams siegte der 29-jährige Olympiadritte in Freiburg mit einer Attacke am letzten Anstieg und anschließendem Solo über die letzten zehn Kilometer. „Klöden ist ein würdiger Meister“, urteilte Jan Ullrich über den Triumph seines Freundes. Der Favorit, der von der Konkurrenz ständig belauert wurde, hatte sich beim Finale ganz in den Dienst der Teamtaktik gestellt. „Der Sieg ist ganz nach unserem Geschmack“, sagte Ullrich, „denn das Wichtigste war, dass wir den Meister stellen.“

Andreas Klöden rollte aufrecht und mit erhobenen Armen über den Zielstrich und deutete auf den Schriftzug T-Mobile auf seinem Magenta-Trikot. Mit dieser Geste wollte er verdeutlichen, wie er später verriet, welche „Superleistung der Mannschaft“ hinter seinem Erfolg steht. Der Meister versprach: „Ich werde es ihnen bei der Tour zurückzahlen. Einer von uns Tourfahrern sollte das Trikot holen. Ich habe die erste Chance genutzt und das Ding durchgezogen. Ich war der Glückliche.“

Die nächsten Plätze belegte in der Verfolgergruppe die mit 59 Sekunden nach 210 Kilometern und 5:11:34 Stunden distanzierte T-Mobile-Konkurrenz: Stefan Schumacher vom GSIII-Team Lamont, Fabian Wegmann (Gerolsteiner), Patrik Sinkewitz (Quick Step), der Sieger der Deutschland-Tour, und der bereits 39-jährige Jens Heppner (Wiesenhof). Jan Ullrich ließ das Rennen als Siebter ausrollen.

Das Titelrennen war auch die Rückkehr des umjubelten Jan Ullrich in seine Merdinger Vergangenheit. Welche Ironie des Schicksals: Der Wendepunkt des Rundkurses lag an jenem Fahrradständer am Freiburger Hauptbahnhof, wo Jan Ullrichs Leben 2002 aus den Fugen geraten war. Hier hatte, wie er es nennt, sein „Seuchenjahr“ begonnen, hier hatte er Fahrerflucht unter Alkoholeinfluss begangen, nachdem er mit seinem Porsche in den Ständer gekracht war.

In Andreas Klöden siegte der von Stürzen und Verletzungen geplagte Pechvogel des Teams der letzten Jahre. Nch seinen Siegen 2000 bei Paris-Nizza und der Baskenland-Rundfahrt war er schon als Jan Ullrichs sportlicher Bruder gefeiert worden. Danach aber ging nichts mehr. „Ich war in einem Tief und habe nicht mehr an mich geglaubt.“

Nun aber gelang ihm der erste Sieg seit den Triumphen vor vier Jahren. Bei der Tour im letzten Jahr hatte sich der in der Schweiz lebende Berliner das Kreuzbein gebrochen. „Seit diesem Frühjahr bin ich wieder gesund und konnte gut trainieren“, sagte er. Am Sonntag hat er das auch gezeigt. Hartmut Scherzer

Hartmut Scherzer[Freiburg]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false