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Sport: Sieger gehen anders ins Spiel - Dem Hauptstadtclub fehlt Entscheidendes in entscheidenden Situationen

In der Ballsporthalle Frankfurt-Höchst wurde schon aufgeräumt, die Mannschaften hatten den Schauplatz der Endrunde um den Pokal des Deutschen Basketball Bundes längst verlassen. Da stürmte Gunnar Wöbke aus einem Seiteneingang, der immer smarte und promovierte Manager der Skyliners Frankfurt.

In der Ballsporthalle Frankfurt-Höchst wurde schon aufgeräumt, die Mannschaften hatten den Schauplatz der Endrunde um den Pokal des Deutschen Basketball Bundes längst verlassen. Da stürmte Gunnar Wöbke aus einem Seiteneingang, der immer smarte und promovierte Manager der Skyliners Frankfurt. Er roch nach Sekt und sang aus voller Kehle: "Lalalalalah ... "

Kein Fall von Trunkenheit, aber den Sektduschen nach dem Endspiel, das die Skyliners 76:68 gegen Alba Berlin gewonnen hatten, war kaum einer entkommen. Und dass Wöbke glücklich war, konnte ihm nun wirklich keiner verdenken. Abzocker-Truppe und Millionarios hatte sich der Verein nach seinem Umzug von Rhöndorf nach Frankfurt schmähen lassen müssen. Nun hat er im Jahr eins seines Bestehens zwar noch keine Zuschauermassen mobilisieren können, aber schon den ersten Titel gewonnen. Für die Bemühungen, Basketball in Frankfurt zu etablieren, könnte dieser Erfolg noch sehr wichtig sein. An solchen Tagen sagen sich Sieger, dass doch alles richtig war.

Was sagen wohl die Verlierer einen Tag darauf? "Wir haben schönes Wetter und einen Titel weniger", bemerkte Berlins Trainer Svetislav Pesic trocken. Dabei hat sich der Jugoslawe viel mehr geärgert, als man aus seinen Sätzen des Sonntags hätte schließen könnte: "Glückwunsch an Frankfurt. Sie haben diesen Titel verdient, und sie tun ja auch etwas für Basketball in Deutschland."

Alles war gelaufen wie immer - Pesics Mannschaft hat sich in der Europaliga gut verkauft, in der Bundesliga führt sie mit Vorsprung, dann kommt das Pokalfinale. Das Übliche eben. Solches Denken bringt Pesic auf die Palme. Denn damit fehlt etwas Entscheidendes in entscheidenden Situationen. "Wir müssen über unsere Einstellung nachdenken", sagte er, "so war es gegen Efes Istanbul in der Europaliga und nun gegen Frankfurt: Uns fehlt die Einstellung von Siegern."

Als die Berliner nach der 33:31 gewonnenen ersten Halbzeit aus der Kabine kamen, hatten sie ein Ziel: die Reboundarbeit verbessern, verhindern, dass die Frankfurter nach Fehlwürfen gleich wieder in Ballbesitz kämen. Die ersten drei Angriffe der Skyliners, sagt Pesic, endeten genau so. Fehlwürfe, aber gleich wieder in Ballbesitz gekommen, weil sich die Berliner Spieler nicht konzentrierten. Da endet das Verständnis des Trainers. "Wir haben alle individuellen Duelle verloren", schimpfte er, und als das Spiel in die alles entscheidende Phase kam, "sind wir nicht in der Lage, aus einer Krise zu kommen". Wie im zweiten Spiel gegen Istanbul. "Fertig, tschüß - dann bist du keine Mannschaft." Man brauche jetzt keine Philosophien aufzustellen. "Basketball ist einfach. Du musst den Ball erobern und irgendwie in den Korb bringen."

Und was wird mit der Deutschen Meisterschaft? Die Niederlage gegen Frankfurt sei nur ein Spiel gewesen, kein Trend, glaubt Pesic. Vizepräsident Marco Baldi ergänzte: "Es ist schön, wenn man von der Konkurrenz hoch gejubelt wird. Aber Automatismen gibt es keine." Die Mannschaft hat den Blick nach vorn gerichtet. "Wir wollen dieses Jahr noch einen Titel gewinnen", sagte Kapitän Henrik Rödl. Dazu muss Alba erst seine Sieger-Mentalität wiederfinden. Die nächste Chance besteht am Freitag in der Kölnarena gegen die Telekom Baskets Bonn. Der Deutsche Meister wird in diesem Jahr erst Ende Mai ermittelt. Dann wird das Wetter noch schöner sein. Aber niemals schön genug, um sich über einen weiteren Titelverlust hinwegzutrösten.

Dietmar Wenck

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