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Sport: Silber in Athen, Schulden in der Heimat Handball-Bund plagt sich mit Finanzproblemen

Berlin - Eigentlich müsste der Deutsche Handball-Bund (DHB) in Feierlaune sein. Die Männer-Nationalmannschaft hat in Athen nach spektakulärem Olympiaturnier die Silbermedaille gewonnen.

Berlin - Eigentlich müsste der Deutsche Handball-Bund (DHB) in Feierlaune sein. Die Männer-Nationalmannschaft hat in Athen nach spektakulärem Olympiaturnier die Silbermedaille gewonnen. Zwei Wochen lang stand Handball im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Und doch herrscht beim DHB schlechte Stimmung. Anlass ist die Veröffentlichung eines Briefes von Reiner Witte an die Regionalverbände. In dem Schreiben bittet der DHB-Vizepräsident Recht das erweiterte Präsidium, einen Sondermitgliedsbeitrag für das Jahr 2004 zu beschließen, da der Verband „Unwägbarkeiten auf der Einnahmeseite“ in Höhe von 400 000 Euro habe. Seit der Brief gestern an die Öffentlichkeit gelangte, klingelt das Telefon beim DHB fast ununterbrochen. „Es nervt, wenn man sich immer wiederholen muss“, sagt Horst Bredemeier. Im Minutentakt belehrt der Vizepräsident Leistungssport des DHB die Anrufer, dass „die Finanzprobleme dem erweiterten Präsidium und den Regionalverbänden längst bekannt sind“.

Den Haushaltsplan hat das Präsidium bereits vor einem Jahr verabschiedet. Seitdem ist klar, dass es der größte Handballverband der Welt finanziell nicht einfach hat. „Das Problem ist, dass die Jugendmannschaften des Verbandes so erfolgreich spielen und deshalb häufig auf Turniere fahren, die wesentlich mehr Geld kosten als sie einbringen“, sagt Bredemeier. „Die einzige Mannschaft, die beim DHB schwarze Zahlen schreibt, sind die Männer. Die müssen den Verband mit ihren Einnahmen fast im Alleingang finanzieren.“ Der Hauptsponsor der Frauen-Nationalmannschaft hat die Zusammenarbeit unerwartet beendet. Und dann plagen den Verband die geringeren Einnahmen aus der Bundesliga, die sich im letzten Jahr selbstständig gemacht hat. Statt 700 000 Euro bekommt der DHB seit dem 1. Juli 2003 nur 510 000 Euro aus diesem Topf.

Nun haben die beiden Hausbanken des DHB angedroht, die Kreditlinien der verbandseigenen Girokonten zu kündigen. Auf dem Spiel steht ein Volumen von 450 000 Euro, aber von einer möglichen Zahlungsunfähigkeit will beim DHB niemand etwas wissen. „Das ist noch keine Kündigung, sondern eine Ermahnung, und mit der haben wir gerechnet“, sagt Wolfgang Gremmel, der für die Finanzen zuständige Vizepräsident. „Wir müssen halt sparen und neue Sponsoren suchen. Die Silbermedaille der Herren wird uns dabei sicherlich helfen.“ Ein Erfolgserlebnis kann Gremmel schon vermelden: Der Vertrag mit dem Hauptsponsor der Männer wurde zu deutlich besseren Konditionen verlängert.

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