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Sport: Silber in der Heimat

Anni Friesinger läuft bei der WM auf Platz zwei

Inzell Am Ende der kurzen Ansprache schnappte die Stimme des Stadionsprechers über. Er hatte gerade die Erfolge jener Frau aufgezählt, die gebeugt auf dem Eis im Inzeller Freiluft-Stadion stand: „Europameisterin, Weltmeisterin, Olympiasiegerin.“ Dann schrie er noch ein paar Dezibel lauter: „Auf der Außenbahn: Anni Friesinger!“ Auf der Innenbahn stand Daniela Anschütz aus Erfurt, die ist immerhin Vize-Weltmeisterin. Aber die Fans wollten gestern vor allem sehen, dass Anni Friesinger aus Inzell zum vierten Mal Einzel-Weltmeisterin im Eisschnelllauf über 1500 Meter würde. Gut zwei Minuten später war klar: Es reichte nur zu Silber.

Aber was heißt nur? Friesinger ist immer noch gehandicapt durch ihren verletzten Zeh, so gesehen war es eine starke Leistung. Dass Cindy Klassen aus Kanada mit 1:58,49 Minuten am Ende 24 Hundertstelsekunden schneller lief als Friesinger, kam nicht sonderlich überraschend. Klassen hält den Weltrekord auf dieser Strecke, sie war in dieser Saison die dominierende Athletin. „Ich bin mit Silber hochzufrieden“, sagte Anni Friesinger nach dem Rennen, „die Cindy war für mich schon von vornherein die härteste Konkurrentin.“ Der verletzte Zeh habe ihr beim Start Probleme bereitet, aber dennoch sei sie sehr erleichtert: „Die Unsicherheit ist jetzt weg. Ich weiß jetzt, wo ich stehe.“

Als Friesinger lief, hatten ihre heimischen Fans noch allen Grund zu großen Hoffnungen. Sie ging ein Rennen vor Klassen auf die Strecke, sie hatte nach 500 Metern die schnellste Zeit, sie hatte auch nach 1100 Metern die aktuelle Bestzeit, und als sie nach 1:58,73 Minuten völlig erschöpft über die Ziellinie gleitete, hatte sie die schnellste Zeit erreicht, die in dieser Saison auf einer Freiluftbahn gelaufen wurde. Für ein paar Minuten. Dann nämlich überquerte Klassen das Ziel und unterbot die Zeit.

Daniela Anschütz aus Erfurt kam im 2:00,74 Minuten auf den fünften Platz, Sabine Völker, ihre Teamkollegin in Erfurt (2:00,80), landete am Ende auf Platz sechs. Die beiden sahen kurz darauf aus der Ferne, wie Anni Friesinger auf dem Siegespodest stand. Und die wirkte durchaus zufrieden. fmb

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