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Applaus, Applaus. Simon Hedlund ist einer der Leistungsträger beim 1. FC Union.

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Union vor dem Spiel in Heidenheim: Simon Hedlund ist Mattuschkas Erbe

Nach Startschwierigkeiten entwickelt sich Simon Hedlund zum Leistungsträger beim 1. FC Union. Am Freitag treten die Berliner in Heidenheim an.

Simon Hedlund schläft gern lange. Klar, dass er vor diesem Hintergrund am liebsten unter Flutlicht spielt. Nach Sonnenuntergang, wenn die Scheinwerfer leuchten, strahlt er am hellsten. Abendspiele hätten immer so eine besondere Atmosphäre, hat er einmal erzählt. Da passt es gut, dass der 23 Jahre alte Angreifer an diesem Freitagabend mit dem 1. FC Union Berlin in Heidenheim antreten muss (18.30 Uhr/live bei Sky). Es ist das Duell zweier Verfolger. Der Fünfte empfängt den Vierten, und alle Blicke werden auf Simon Hedlund gerichtet sein.

Der Schwede ist zurzeit einer der formstärksten Spieler der Zweiten Liga. Momentan scheint es, als würde ihm alles gelingen. Gegen Braunschweig schoss er beim 2:0 ein Tor und bereitete das zweite vor. Beinahe noch beeindruckender war sein Auftritt vor drei Wochen gegen Stuttgart. Nach seiner Einwechselung kippte das Spiel, die zuvor so souveräne Abwehrreihe des VfB wirbelte Hedlund durcheinander wie der Herbstwind einen Blätterhaufen. Union schaffte noch den Ausgleich durch Steven Skrzybski, aber der heimliche Matchwinner, das war Hedlund. „Jetzt zeigt er, was er kann“, sagte Abwehrspieler Toni Leistner jüngst über seinen Mannschaftskollegen.

Das Warten hat sich also gelohnt. Hedlund war kurz vor Ablauf der Transferperiode Ende August für 850 000 Euro von IF Elfsborg zu Union gekommen und zeigte erst einmal: nicht viel. Eine Oberschenkelverletzung bremste den teuersten Einkauf der Berliner Vereinsgeschichte. Sein Körper spielte nicht mit, die Veränderung war zu groß. Tempo, Intensität, Trainingsumfänge, all das, erzählte Hedlund, sei in Deutschland auf einem höheren Niveau als in Schweden. An das laufintensive Spiel, das Unions Trainer Jens Keller fordert, musste er sich erst gewöhnen. An die neue Umgebung, die Stadt, die Menschen, das Essen. Dass seine Verlobte die ersten Wochen noch in Schweden blieb, beschleunigte den Eingewöhnungsprozess nicht gerade. Hedlund, der noch kein Deutsch spricht und sich auf Englisch verständigt, suchte vor allem den Kontakt zu Jakob Busk und Kristian Pedersen, seinen dänischen Teamkollegen. Mit beiden verbringt er viel Zeit abseits des Feldes.

"Simon muss Geduld haben", sagt Trainer Jens Keller

„In ein neues Land zu kommen, allein und nicht die Sprache zu sprechen, ist nicht so leicht“, sagt Jens Keller. Unions Trainer nahm seinen Neuzugang zur Seite, redete viel mit ihm. „Ich habe ihm gesagt, dass er Geduld haben muss, weil der Fußball hier ein ganz anderer als in Schweden ist“, sagt Keller.

Nur zählt Geduld nicht unbedingt zu Hedlunds Stärken. Der Mann mit dem kindlichen Gesicht und der kleinen, dünnen Statur war in seiner Heimat als durchaus temperamentvoll bekannt. Von 20 möglichen Ligaspielen 2016 verpasste er vor seinem Wechsel zwei wegen Sperren. In Berlin fiel er aber bisher nur mit Tempodribblings, seiner furchtlosen Spielweise und einer grandiosen Übersicht auf. Etwa gegen Braunschweig, als er unter größtem Druck durch die Gegenspieler noch Dennis Daube bediente. „In solch einem Moment die Ruhe zu bewahren, das zeugt von Qualität“, sagte Daube hinterher.

Simon Hedlund ist also gerade dabei zu beweisen, dass er seine Rückennummer verdient hat. Hedlund hat die 17 gewählt, die viele Jahre lang Unions Vereinsikone Torsten Mattuschka trug. „Das ist die Glückszahl meines Beraters“, sagte er bei seiner Vorstellung. Sieht so aus, als würde sie auch Simon Hedlund Glück bringen.

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