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Sport: Situation ohne Namen

Union will den Abstiegskampf noch nicht wahrhaben

Karlsruhe. Reichlich zerzaust erreichten die Union-Spieler am späten Sonntagnachmittag die schützenden Katakomben des Wildparkstadions. Zwar war das Zweitligaspiel durch die Auswirkungen des Orkantiefs Jeanette in Nordbaden bei weitem nicht an der Grenze zur Irregularität wie etwa zur selben Zeit bei St. Pauli. Aber immerhin hatten sich während des Spiels ein paar Meter Bandenwerbung in einer Böe selbstständig gemacht.

Unter den stürmischen Bedingungen hatte sich der 1. FC Union beim 2:3 gegen den Karlsruher SC eigentlich ganz ordentlich präsentiert, doch von Lob für die eindeutige Steigerung im Vergleich zu den jüngsten, zum Teil peinlichen Auftritten (0:7 beim 1. FC Köln), wollte die Mannschaft nichts hören. Sixten Veit, der ebenso wie Jan Sandmann anstelle von Igwe und Widolow in die Startelf gerückt war, sagte: „Davon kann ich mir nichts kaufen.“ Das kennzeichnet immerhin eine Einstellung, von der Iwan Tischanski in seiner Trainingsarbeit vor dem Spiel gegen den MSV Duisburg am kommenden Freitag nur profitieren kann.

Der Trainer, der jetzt zwei Spiele und nur einen Punkt auf dem Konto hat, will zwar angesichts von 18 Gegentoren in fünf Spielen ein Problem im Defensivverhalten seines Teams nicht abstreiten. Er will es aber auch nicht zu hart kritisieren. Der Bulgare sagte: „Wir stecken in einer schwierigen Situation.“ Dieser Situation einen Namen zu geben, darüber herrschen noch auseinander gehende Auffassungen. Bei den unmittelbar Beteiligten war die Niedergeschlagenheit zunächst groß. Immerhin wurde in Karlsruhe die Chance verpasst, einen Abstiegskandidaten auf Distanz zu halten oder den Abstand auf neun Punkte auszubauen. So aber hat Karlsruhe Kontakt zum unteren Mittelfeld – und damit zu Union.

„Jetzt stecken wir im Abstiegskampf“, sagte Ronny Nikol. Von seinen Arbeitskollegen wollte niemand widersprechen, wobei Steffen Menze sagte: „Wir werden da auch wieder rauskommen.“ Sven Beuckert, der nach den anhaltenden Diskussionen um seine Torwartposition einen ordentlichen Nachweis seiner Tauglichkeit erbrachte, rät dazu, nicht das Selbstbewusstsein zu verlieren. Die entschiedenste Opposition nimmt Vereinschef Heiner Bertram ein: „Abstiegskampf? So weit würde ich nicht gehen.“

Die Mannschaft habe phasenweise überzeugt. Schließlich könne man in den wenigen Tagen nach der Ablösung von Georgi Wassilew keine Wunder erwarten. In diesem Zusammenhang das Wort „Geduld“ aus dem Mund von Bertram zu hören, mag nach den jüngsten, kurzentschlossenen Entscheidungen irritieren. Der Präsident jedenfalls lässt sich von der Negativserie nicht aus der Fassung bringen: „Wir werden uns noch anders präsentieren – und damit meine ich einen anderen Tabellenplatz.“ Und Trainer Tischanski genieße das Vertrauen, diese schwierige Situation zu meistern.

Christoph Kieslich

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