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Ski Alpin: "Die brauchen nicht rumflennen"

Österreich ist fassungslos: Der vermeintliche Niedergang der erfolgsverwöhnten alpinen Ski-Herren verunsichert derzeit die Nation wie kaum ein anderes Thema.

Stuttgart - "Krise" titelten fast alle österreichischen Zeitungen, nachdem erstmals seit 20 Jahren in drei Weltcup-Abfahrten hintereinander das stets dominierende Alpin-Land ohne Podestplatz geblieben war. Bei den sechs Weltcups in Nordamerika blieben die Österreicher sieglos. Die jahrelang nahezu chancenlose Konkurrenz wittert Morgenluft. "Der Nimbus der Unbesiegbarkeit hat sicher einen Kratzer bekommen", sagt der deutsche Cheftrainer Werner Margreiter, ehemals österreichischer Herren-Trainer. "Die anderen riechen Lunte."

Gesamtweltcup-Titelverteidiger Benjamin Raich, der im Slalom am Sonntag in Beaver Creek/USA schon am zweiten Tor ausschied, kann den Wirbel in seiner Heimat verstehen. "Wir haben die Leute mit Siegen verwöhnt. Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren, so schlecht ist es auch wieder nicht", sagt der Doppel-Olympiasieger aus dem Pitztal, der den ersten Slalom im finnischen Levi gewinnen konnte. Davon ist jedoch kaum noch die Rede, ebenso wenig wie von den vier von sechs möglichen Saisonsiegen der österreichischen Damen. Hingegen fragen sich viele, warum der bisher beherrschende österreichische Ski "Atomic" gegenüber "Head" ins Hintertreffen geraten ist.

Der Respekt scheint dahin

Vor dem heimischen Weltcup in der Super-Kombination am Sonntag stehen Österreichs Ski-Herren unter Erfolgszwang, zumal sie die Reiteralm bei Schladming von unzähligen Trainingsfahrten bestens kennen. Das Fahrerfeld scheint den Respekt vor der "Über-Nation" verloren zu haben. Ihn freue vor allem, dass nur ein Österreicher unter den Top Ten sei, sagte Felix Neureuther frech nach seinem überraschenden dritten Platz im Slalom von Beaver/Creek. Der Partenkirchener profitiert vom neuen Technik-Coach Wolfgang Erharter, der ebenso wie "Chef" Margreiter und Abfahrts-Trainer Walter Hlebayna Österreicher ist.

Die Aufgeregtheiten in Österreich kann der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier nicht nachvollziehen: "Das ist in allen Bereichen völlig überzogen. Der Österreicher ist nur dann zufrieden, wenn er drei Fahrer auf dem Podium hat. Die brauchen jetzt nicht rumzuflennen. Von der Substanz her sind sie auch weiter nicht zu schlagen. Es heißt ja auch Weltcup und nicht Österreicher-Cup."

Schwächelnde Österreicher retten den Sport

Dass es in den bisherigen sieben Saison-Rennen sieben verschiedene Sieger aus sieben verschiedenen Nationen gab, passt bestens ins Konzept von Gianfranco Kasper. Der Präsident des Internationalen Skiverbandes Fis hatte sich gesorgt, zu viel Siege Österreichs würden den Sport kaputt machen. "Jetzt retten wir den Skisport, indem wir die anderen gewinnen lassen", sagte Fritz Strobl, der Abfahrts-Olympiasieger von 2002, nicht ohne Galgenhumor. Und Slalom-Spezialist Manfred Pranger hofft: "Unsere Leistungen wurden gar nicht mehr richtig geschätzt. Vielleicht ändert sich das ja jetzt." (Von Marc Zeilhofer und Christian Kunz, dpa)

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